Archive for März 2009

Beijing live

März 29, 2009

Hallo zusammen,

na, wer von euch hat gegen mich gewettet? Ihr seid auf dem besten Weg gedemütigt zu werden. Ultimativ. Quasi wie Fußball gegen die Deutschen – als sie noch gut waren. Denn, ihr werdet es kaum glauben: Ich habe die ziemlich komisch klingende und seltsam riechende Klimaanlage in Betrieb genommen und sie – Achtung jetzt kommt‘ s  – auf warm gestellt. HA! Das ist fast friedensnobelpreisträchtig – keine Mikrokredite in Indien, dafür ein fast warmes Zimmer in China. Wärme, baby!

Heute war ein ziemlich guter Tag. Ich habe gegessen. Viel und gut. Ich hätte nur gestern weniger trinken sollen. Wir haben gestern nämlich die 65% Geisel Pekings entdeckt und ziemlich in uns reingeschüttet. Das war heute Morgen wie ein pelziges, moderndes Tier auf der Zunge.  Aber man soll ja immer alles probieren und für etwa 1,20 € bekommt ihr einen halben Liter Schädelweh frei Haus. Gott sei Dank bin ich immun gewesen. Da fragt mal die anderen…

Trotzdem haben wir uns heute auf den Weg zum himmlischen Platz, den Tiananmen gemacht. Dort haben wir eine lustige Fotosession hinter uns gebracht. Ausländer sein kann schon lustig sein… Bilder werden nachgeliefert, vermutlich morgen. Und es hat sogar kurz geschneit, das war echt krass und beänstigend – ihr wisst schon: die nicht-vorhandene Isolierung unserer Wohnung. Aber ich habe ja jetzt die Klimaanlage.

Danach sind wir in Richtung Hutongs flaniert und haben ein ausgezeichnetes Restaurant für Peking-Ente gefunden. Laut Reiseführer ein Drecksloch mit der besten Ente der Stadt. Wie wahr das  ist – das könnt ihr euch nicht vorstellen. Und wollt ihr auch nicht. Auf alle Fälle waren wir die einzigen Ausländer. Und so ein paar übermütige Chinesen wollten uns sogar unsere Ente abnehmen. Fiese Sache, das! Aber nach 3 Runden Schnaps haben Sie aufgehört, verzock den Ausländer zu spielen. Lustiges Völkchen. Beim Essen hört aber der Spaß echt auf…

Ein richtigen Reisebericht gibt es die Tage – sogar mit Bilder!

Guten Morgen Deutschland!

März 28, 2009

Hallo zusammen,

na, liebe Gemeinde, wie geht‘ s euch? Mir geht‘ s ganz mittelprächtig hier – soll heißen, derjenige mit der Husten-Voodoo-Puppe hat wohl die Garantiezeit überschritten, denn mein Zustand ist recht erträglich. Okay, mein Magen ist ein bischen verspult, die Trinker unter euch können sich aber sicher vorstellen, was 1 € Jacky Cola mit einem Menschen anstellen kann. Bevor ihr wieder Falsches denkt – ich war durchaus Herr über meine Sinne… bin ich mir recht sicher. Das lustige heute Morgen war aber etwas ganz anderes: Da denkt man sich, hey, geh doch früh heim, so gegen 5, dann hast du noch was vom Samstag. 5 Stunden Schlaf und die Welt ist wieder eine gute Welt. Denkste! Punkt 7 Uhr gab es yi, er, san, soundcheck. Juheisa, chinesische Popmusik untermalt von einem Stakkato an tiefgehendem Bass. Unter meinem Fenster. Guten Morgen, sag ich da nur. Wo ai ni… BAMM BAMM BAMM. Alles nicht ganz so lustig. Zum Glück hat gegen halb 12 die Musik aufgehört – da konnt ich dann aber auch nicht mehr schlafen. Großartig. Heute kann nur noch ein guter Tag werden! Immerhin habe ich schon gefrühstückt und Wäsche gewaschen, während nebenan die Stimmung auf der Baustelle mit einem Schlagbohrer und oben drüber Kindergeschrei geht. Na, der clevere Schwabe weiß auch schon, was hier passiert ist: Es wurde gespart. Nicht nur wieder an warm Wasser – wenn ich das nächste Mal welches habe, dann frier ich es ein – sondern man hat ganz massiv an Isolierung gespart, indem man sie weg gelassen hat. Das hat natürlich gleich 2 wunderschöne Effekte. Es ist morgends scheiße kalt und scheiße laut. Entschuldigt die Ausdrucksweise, aber macht ihr das mal mit. Zum Glück ist bald Sommer, dann haben wir endlich die ersehnten 40 Grad und vorher noch Sandstürme. Der Vorteil der Sandstürme ist aber, dass man den Smog nicht so merkt, weil die Atemwege richtig schön zu sind. Ihr seht, alles hat seine Vorteile.

Das heißt aber nicht, dass die Aktion hier keinen Spaß macht! Hier kann man ne Menge Spaß haben, sobald der Rotwein nicht mehr aus dem Kühlschrank kommt.  Nein, Alkohol ist nicht alles – er ist nur so billig. Außer guter Rotwein. Und den war ich gestern mit einer Chinesischen Halbkanadierin – sagt man das so? – trinken. Sehr nette Angelegenheit, besonders weil Englisch. Und sehr lustig. Lange nicht mehr so viel gelacht. Koreaner scheinen die Franzosen Asiens zu sein. Nur mit kurzen Röcken und Highheels. An alle, die jetzt ihr Ticket nach Korea buchen wollen – es gibt nicht nur hübsche Koreanerinnnen und sehr kurze Röcke, manche nennen es auch Gürtel, werden einfach von allen getragen. That‘ s Frankenstein, baby! Die Chinesische Halbkanadierin studiert hier an der Uni Peking Jura und danach soll es für den Master in die USA gehen – sagen ihre Eltern. Ja, hier hört man noch auf seine Eltern – oder tut zumindest so. Eltern können sich echt in alles einmischen . Wohl ganz kritisch: Das Thema Freund. Wenn der keinen ordentlichen Job hat oder nicht an einer Elite-Uni ist, dann wird das schon mal fast unmöglich. Ja, hier geht‘ s noch richtig materiell zu. Richtiger Kommunismus. Aber das Gute ist – ich bin hier an DER Uni schlechthin und habe gemeinsam mit Freunden eine Firma hier. 2:0 für mich! Bringt nur leider eh nichts, weil die Leute hier eh mit Studieren beschäftigt sind. Alles Nerds & Geeks. Sehen auch oft so aus… Aber die werden mal richtig erfolgreich.

Ach ja, noch ein spannendes Phänomen: Obwohl die Leute hier von der Universität kommen, die von der Reputation in China wohl kaum zu schlagen ist, haben die Studenten trotzdem Angst, dass sie keinen ordentlichen Job bekommen. Und deshalb wird gelernt bis der Arzt kommt. Da die Chinesen hier leider nur Chinesisch, fließend Englisch und nur 1-2 weitere Fremdsprachen können, ist das vermutlich auch gerechtfertigt. Europa zieh dich warm an.

So Leute, jetzt gibt‘ s bei mir Mittagessen…

Alles Bahnhof!

März 26, 2009

Hallo zusammen,

na, wie geht‘ s euch? An dieser Stelle beste Grüße an Ralf, der mir eine email geschrieben hat – über so was freue ich mich dann doch sehr! Vor allem, da ich seit heute morgen nicht mehr permanant, sondern eher nur noch im 3-Stunden-Takt im Sterben liege… yeah, Baby!  Das Leben wird immer schöner – da wird es mir quasi warm ums Herz – die Wohnung ist trotzdem verdammt kalt. Inzwischen kann man guten Gewissens einen Topf Wasser am morgen verdampfen – das hat zwar ein bischen was von Sauna, das tolle ist aber, dass es die Luft nicht nur feucht, sondern auch warm macht. Großartig!

Meine Sprachkenntnisse werden langsam besser – soll heißen, dass ich mir ein Bier bestellen kann, ohne einen Totalschaden in Form eines anderen Getränks zu landen. So richtig fließend ist mein Chinesisch einfach nicht, eher zähflüssig – so ein bischen wie Beton, also quasi getrockneter  Beton. Zum Glück haben die Chinesen einen angeborenen 7. Sinn, was sie in so einer Situation mit so einem Waiguoren machen müssen. Einfach lauter und deutlich schneller sprechen – das hilft. Oder auch nicht. Da merkt man wieder: Kommunikation ist alles!

Das gilt auch für jegliche Management Fragen. Redet miteinander. Warum? Weil ihr sonst nicht wisst, was die Motivation, Ziele und Eigenschaften eurer Mitstreiter sind. Bevor ihr nicht wisst, was die Menschen um euch herum antreibt, braucht ihr auch nicht mit Anreizen anfangen, denn ihr habt keine Ahnung wie sie wirken werden.

Ich könnte jetzt noch stundenlang dieses Thema für studentische Unternehmensberatungen breit treten – aber habe ich keine Lust zu. Redet einfach mal mit dne Leuten und dann wird vieles klarer. Und bitte vorher keine halbgaren Verpflichtungen einführen. Over. And out.

Fetti und die Unterschichtenbande

März 25, 2009

Hallo zusammen,

ja Leute, die Frequenz steigt – für alle die gegen mich gewettet haben, sollte das schon als leicht steigender Seitwärtstrend interpretiert werden. HA! I’ll be back – wenn es so weiter geht, aber erst in 3 Wochen oder so. Das nenne ich mal überragende Grütze. Grütze!

Heute durfte ich ein lustiges Phänomen beobachten: Gelbbemützte Lemminge, wohl gemerkt chinesische Lemminge, ohne grüne Haare, dafür trotzdem nur 1,40m große Lemminge, die aus einer Grundschule marschieren. Im Gegensatz zu ihren digitalen Verwandten sind sie nicht in den sicheren Abgrund, sondern in die Arme von Mutti, Oma, Opa, Papa, Onkel, Tante, Nanny oder wem auch immer marschiert. Gerne kommen auch mal mehr als 2 Erwachsene auf einen Lemming. Und so werden die Kinder verhätschelt, fett und unselbstständig. Und zwar so sehr, dass es die chinesischen Frauen auch nicht mehr sexy finden. So zumindets die Aussage unserer Lehrerin, die das echt furchtbar findet. Aber so wie sie aussieht, wird sie mal einen guten Kerl abbekommen… Zurück zu den nicht so anziehenden und unselbstständigen Kindern. Für diesen Luxus in den jungen Jahren werden sie einmal teuer bluten müssen – 1 Kind kommt auf einmal Eltern und zweimal Großeltern. Das nenn ich Altervorsorge…

Ach ja, heute habe ich auch viele Plastiktüten gesehen. Fliegenderweise. Was das bedeutet? Es windet – wie blöd. Zum Glück habe ich eine Kontaktlinse verloren, sonst wäre ich heuet nicht mit Brille da gestanden, sondern mit Kontaktlinsen und dann hätte ich es dank Dreck – irgendwie muss der graue Farbton Pekings herkommen – in den Augen nicht nach Hause geschafft. Es war heute kalt, windig und dreckig. Dafür war das Essen lecker und man kann immer wieder neue tolle Sachen entdecken. Mit Schokolade überzogene windbeutelartige Gebilde. Ich sag‘ s euch – das ist ein Traum! Und mit diesem Bild im Kopf und ich habe auch den Geschmack auf der Zunge, endet der heutige Eintrag…

Denn in China essen sie Hunde…

März 25, 2009

Hallo zusammen,

hier mal wieder eine Fundamentalaussage meinerseits: In China ist alles größer, außer die Chinesen… Vielleicht machen sie deshalb alles so groß? Oder bin ich nur klein geworden? Oder blind? Oder alles nur Illusion?

Ich habe hierdie größte Pizza entdeckt, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Für alle Kinder Döffingen/Dätzingens: Die Pizza im Etna ist klein(!) dagegen. Die Pizza hier im Kro’s Nest war so gigantisch, dass ich zuerst so viel Respekt hatte, dass ich sie gar nicht anfassen wollte. Dann wurde ich hungrig. Das war das Ende für die Pizza. Gemeinsam mit einer Würzburger Freundin konnten wir leider keinen totalen Vernichtungskrieg führen, sondern haben uns in einem kongenialen Schachzug dazu entschlossen einfach nicht alles zu essen. Sonst wäre das auch Völlerei geworden.

Im Lush, einer Bar, die jeder Student kennt, habe ich einen Burger gefunden, den ich nicht einfach so essen konnte. Und das bei meiner großen Klappe… und meine Freunde hier wissen wie weit ich sie aufbekomme. Das ist eigentlich rekordverdächtig, aber wohl nicht groß genug. Daran werde ich arbeiten – ja, das sollte euch erschrecken. Ich werde entweder mit einer noch größeren Klappe zurückkehren, oder aber ein Pefektionist im Essen mit Messer und Gabel werden… ja, für diesen Burger habe ich Messer und Gabel gebraucht. Aber sind wir mal ehrlich, sobald man Besteck braucht, ist einfach kein echter Burger mehr, sondern ein unglaublicher Haufen Fleisch mit Brot und Grünzeug. Das hat dann was von Muttis Hackbraten oder so. Sehr großer Hackbraten. Aber wer von euch wollte schonmal Hackbraten im Brötchen essen? Ganz komisch.

Was ist hier noch groß? Natürlich die Gebäude, die Busse, die einen fast überfahren und eine Menge mehr. Das ist das Land der n+1 Dimension. Dafür ist hier alles grau. Wenn Peking grün ist, ist es sogar grau. Das scheint der Preis für die Größe zu sein.

Den Chinesen scheint das aber völlig bumms zu sein. Sie nehmen einfach alles hin und scheinen ganz entspannt zu sein. Wahrscheinlich verarbeiten sie so die fehlende Körpergröße. Nichts gegen kleine Menschen, aber ein Land, in dem alles groß ist – nur die Bevölkerung nicht, spricht psychologisch eine eindeutige Sprache. Und genau deshalb essen sie Hunde… okay. Die Logik hat vielleicht eine kleinere Lücke, in der wohl ein Flugzeugträger wenden kann, aber denkt doch einfach darüber nach. Oder vielleicht doch nicht. Nein, lasst das lieber – nicht, dass ihr auch schrumpft.

Ihr seht schon, die Faszination China hat mich genauso fest im Griff wie mein Husten. Ich habe bestimmt schon erwähnt, dass die Heizung aus ist und die Wände nicht isoliert, was morgends zu sehr kaltem aufwachen führt… Kein Spaß. Außer vielleicht für Finnen. Bin ich aber keiner. Blöd. Ich könnte mal die Norwegerin fragen, was sie davon hält – ich habe neulich eine kennengelernt… Hier findet man so ziemlich jede Nationalität: Albaner, Nigerianer, Norweger, USA’ler, Spanier, Italiener… das scheint hier der Place to be sein. Was auch sonst?

Ansonsten kann ich jedem einen Chinaaufenthalt empfehlen, der keinen gesteigerten Wert auf eine einwandfreie Lungenfunktion legt. Man lernt sich und die Menschen auf eine völlig neue Art und Weise kennen. Erschreckend. Aber auch spannend. Und man fängt vielleict langsam an seine Motivation zu begreifen und zu überdenken oder – wie in meinem Fall – auch nicht. Denken ja, Begreifen? Nein. Aber ich arbeite daran.

Ich habe hier ja noch ein paar Weisheiten für den weiblichen Teil der Bevölkerung offen. Kann ich das überhaupt als Mann? Bin ich dann eine Frau? Kann das gut gehen?

These 1: Frauen in Führungspositionen legen häufig roßen Wert auf Teamplay.

Ich habe in meinem kurzen Leben auch einige Frauen an der Spitze von Gruppen und Organisationen erlebt. Und eins hat sich immer wieder gezeigt: Frauen wollen gemeinsam zu Ergebnissen kommen. Sei es die Formulierung von Visionen oder die Umsetzung eines Plans. Dabei tendieren einige Frauen dies als Teamerfolg zu sehen und schaden damit u.U. ihrer Reputation oder schlimmer: Sie werden nicht als Visionärin wahrgenommen und das vor allem von den männlichen Kollegen. Die mänlichen Kollegen legen nämlich wert auf Durchsetzungsstärke und Belastbarkeit, weniger auf Teamorientierung und Flexibilität. Des Weiteren sehen männliche Kollegen lieber einen Visionär am Steuer der Bude. Hier prallen Welten aufeinander… gibt es eine Lösung dafür? Vermutlich.

Liebe weiblichen Führungskräfte analysiert euer Führungsverhalten und wie ihr es nach außen kommuniziert. Die Ergebnisse könnten spannend sein. Des Weiteren sind eure Erfolge auch eure Erfolge. Nicht das Team steuert alles, sondern das ist eure Aufgabe! Also, auch euer Ruhm oder Tadel.

Plädiere ich hier für mehr Ellbogen? Vielleicht. Ich tendiere aber mehr zu einer besseren Kommunikation. Macht klar, was euer Erfolg ist und eure Vision ist. Aber nicht zu sehr… So und jetzt geht‘ s für mich unter die kalte Dusche. Arg.

Update

März 23, 2009

Hallo Leute,

jeder, der bei mir auf einen langsamen und qualvollen Tod gesetzt hat ist noch im Rennen. Langsam ist er. Dank moderner Medizin und netten Menschen, die sie mir gespendet haben, ist es weniger qualvoll… HA! So qualvoll, wie wenn man besoffen ein Stück Schmiergelpapier versucht mit der Zunge zu reinigen. Oder so ähnlich. Vermutlich.

Chinesen sind heimliche Schwaben – Schwaben würden deshalb trotzdem nicht ihren Schäferhund grillieren. Wie komme ich zu dieser präzisen und vollkommen logischen Aussage? Ich geb euch einen Tipp – es liegt nicht an meinem überragenden Intellekt und meinen mannigfaltigen Begabungen. Nein, ich friere, weil die Heizung aus ist. Einfach aus. Kälte kennen die hier nicht. Und Wärme ist aus. Einfach so. So kann ich meine Erkältung wenigstens weiter in Ruhe genießen. Glück gehabt. Alles andere wäre unter meinem Lebensstandard.

Aber noch ein paar gute Nachrichten – Es gibt hier Döner und den passenden Türken, der ihn verkauft. Der ist noch türkischer als der zuhause: Der schwäbelt nämlich. Und abgesehen von Curry musste ich mich an nichts gewöhnen. Außerdem gibt es hier tolle Pizza und Gnocchi. Ja, ich esse hier auch Chinesisch! Keine Sorge…

Der Unterricht läuft so weit. Ich verstehe noch immer nicht viel, aber gewöhne mich daran – also an das Gefühl der Ahnungslosigkeit. Das ist quasi wie BWL nur, jetzt kommt’s – darauf habt ihr gewartet – dass ich nicht rumlabern kann. Keine Kommentare von mir. Klingt das wie der Himmel? Tja, Leute – Beijing – Place to be 2009. Für alle Anderen geht es mit Management – Weisheiten bald weiter. Da kommt noch eine Menge Nudelsuppenweisheiten… denn hier hat man Zeit zu reflektieren und wichtiger: zu formulieren. Richtig Leute, es kommt noch ganz dick…

Aber jetzt bin ich ertmal dabei in China eine Firma aufzubauen. Ja, Leute ihr kennt doch das Motto der Verwirrten, die einfach keinen Fokus haben: No rest for the wicked! Und genau deshalb gibt‘ s jetzt http://www.xingxinghuo.cn. Heute habe ich das erste Mal das Büro gesehen. Wir benutzen die Scheiben als Whiteboard und haben einen tollen Wasserspender. Ich sehe schon den Erfolg wie einen abgemagerten Windhut auf mich zu rennen… oder auch nicht. Das werden wir sehen.

Dann kann ich endlich meine Weisheiten anwenden. Was machen eigentlich eure Mentoren, Leute? Habt ihr endlich einen? Wenn nicht, dann mal los. Und noch etwas an die Frauen – ich habe euch nicht vergessen. Nein, das war nicht die Gegendarstellung dazu, dass ich schwul sein soll, SONDERN ich habe nicht vergessen, dass ich da noch einen Artikel zu schreiben habe… und der kommt. Thank you for travelling with Deutsche Bahn 😉

SMOG – es gibt ihn

März 21, 2009

Hallo zusammen,

nach sehr langer Abstinenz von mir gibt es wieder Mal ein Lebenszeichen von mir… aber nur ein schwaches. Die letzte Woche war mehr im Zeichen der Erkältung und des Reizhustens. Kein Spaß, wenn ihr mich fragt. Für alle, die mir Magen/Darm gewünscht haben – bisher noch nichts. Für Magen/Darm wäre ich wenigsten sehr gut vorbereitet – nicht so jedoch für böööösen Reizhusten. Als Grund tippe ich entweder auf mächtige Voodoopuppe aus Monkey Island oder klassischerweise der allgegenwärtige Smog Pekings, der sich momentan als graue Wand des Hustenauslösers zeigt. Daneben habe ich mir noch einen mächtigen Schnupfen eingefangen – habe ich schon erwähnt, dass Taschentücher hier nur einlagig sind – das gilt auch für Klopapier. Nichts mit 4 Lagen Charmin Luxus…

Die ganze Misere hat vor einer Woche bei AIMUN begonnen. Die Erfahrenen unter den UN Simulanten wissen, dass es sich hierbei um die Asian International Model United Nations handelt. Einer 500 Mann Veranstaltung, die eher suboptimal organisiert war und trotz schlechtem Essen und Rotwein aus dem Kühlschrank durchaus seine Stärken hatte. Mit einer dieser Stärken gehe ich nachher Kaffee trinken.

Nun, AIMUN war irgendwie toll, jetzt nicht irgendwie inhaltlich oder organisatorisch – aber ich habe viel über andere Kulturen gelernt und natürlich auch über mich. Kinder sind ja schon wichtig und so… aber ich bin nicht das geborene UNICEF Mitglied… ne. Nun zur Kultur – spannend sage ich euch. Sogar sehr. Da werden auch mal spontan Lieder nach einer Rede geschmettert und all greener Sätze wie „I know that you love me all“ von sich gegeben.

Die Parties waren auch ein eher kulturelles Erlebnis. Kein Alkohol, wenn dann Rotwein aus dem Kühlschrank. Eher komisch. Noch komischer – das verteilen von Visitenkarten, nur damit man diese verteilt hat. Mit manchen kann ich inzwischen Quartett spielen. Jedoch war ich sehr von der Ernsthaftigkeit und dem Willen zu gewinnen erstaunt. Und von der Unwilligkeit Zeit mit Parties zu verschwenden, auf welche dann zu Jingle Bells und übelsten Techno getanzt wird. Lustige Sache, das… ber man will sich nicht beschweren, da man ja Gast ist. Die Sache war für mich inhaltlich schwach, aber sonst ganz nett – wenn ich nicht so einen üblen Husten hätte. Ich lache die Männer ja immer aus, die quasi bei einem Husten im sterben liegen – dieses Mal lag ich dabei… und es geht noch nicht weg.

Ansonsten stresst die Uni ganz schön – Vokabeln lernen und so.

Deshalb hier erstmal ein sehr kurzer Bericht… ich geh wieder ins Bett.

Bend it like Beckham

März 8, 2009

Bend it like Beckham

heute ist körperlich betrachtet mein Tiefststand angekommen… nein, kein Magen/Darm, auch wenn mir das so Mancher gewünscht hätte. Auch nicht die gefürchtete Vogelgrippe, sondern Etwas, das mir vermutlich jeder minderbegabte, aber realitätsnahe Glaskugelkuschler hätte sagen können:
Ich war Fußball spielen. Und das war schlecht für Beine und Füße. Sehr schlecht. Mit schlecht meine ich eine Mischung aus Brennen und Blasen. Entweder ist in China Zeit so dehnbar, dass ich jetzt schon Muskelkater spüre, oder aber es war einfach verdammt unclever gegen das Uniteam zu spielen. Und wer mich kennt, der fragt sich nun eh, was China aus mir gemacht hat. Und nein, ich liebe kein Fußball und ja, ich war nicht betrunken und dachte auch nicht, dass ich spontan sportlich geworden bin. Jetzt habe ich ja die Rechnung auf dem Tisch und ich liege im Bett. Ziemlich fertig,… vielleicht schaffe ich so zu bloggen.

In einem Anflug von bescheuertem Bewegungsdrang wollten eine Freundin und ich Badminton spielen. Soll hier ganz einfach sein, haben sie gesagt. Da tust du was für deinen Körper, haben sie gesagt. Was sie nicht gesagt haben: Sprachbarriere pur! Nach etwa 10 Minuten hatten wir tatsächlich die Badmintonhalle gefunden. Ein bischen fragen, dazu etwas guter Wille und zack! Steht man vor der Halle.Von da an, war die Sache eine Einbahnstraße in Richtung Planlosigkeit. Die Halle sah verlassen aus. Und irgendwie hingen Vorhänge im Eingang – was unter Umständen daran gelegen haben könnte, dass es einfach die falsche Seite war. Okay, zur anderen Seite des Gebäudes – Problem gelöst. Zumindest der Teil mit der falschen Seite. Immerhin. Nur leider haben wir in 20 gequält schauende Augenpaare geschaut, die dem Ton des Typens mit Pfeife zu Folge, ziemlich frisch gemacht wurden. Daher kein Badminton für mich! Sondern erstmal nen Kaffee. Gute Idee! Ab da nahm die Sache ihren Lauf. Pardon, unheilvollen Lauf… Fußball gekauft, verabredet, zuhause umgezogen, zum Fußball und LEIDEN. Wo wir durch Einsatz, also barbarische Kampfschreie und einer Menge unnötiger Sprinteinlagen glänzten, zeigten uns unsere chinesischen Gegner, wo der Hammer hängt. Schnelles Passspiel, Dynamik, Athletik und überlegene Technik waren die Methode, die mich zum Verlust in meinen Beinen geführt haben. Es hatte etwas von einem Massaker.

Das war Freitag und heute ist inzwischen Sonntagmorgen. Die Beine tun immernoch weh und mein Rücken fühlt sich an, als hätte eine Planierraupe darauf eine Steppkurs belegt. Passiert. Ich werde mich bestimmt daran gewöhnen. So viel zu meinem körperlichen befinden. Ich geb der Sache mal eine 3 von 10.

In der letzten Woche ist so viel passiert und das Wochenende war auch spannend – da vermisse ich nicht mal verbotene Liebe oder Marienhof. Aber ich fange mal bei den Dingen des Alltags an: Unterricht.

Fast jeden Morgen beginn mein Unterricht um 8.20 Uhr. Das bedeutet für mich stolzen Fahrradbesitzer, der momentan noch nicht Fahrrad fährt, dass ich um 7.20 Uhr los muss und dementsprechend früh aufstehen. Dafür habe ich meisten gegen 11.40 Uhr aus, was die Sache dann doch deutlich angenehmer macht. Außer Mittwochs, aber man kann nicht immer den Jackpot ziehen. Im Unterricht wird eigentlich nur chinesisch gesprochen und es ist dementsprechend anstrengend für mich. Insgesamt betrachtet, versuchen wir diszipliniert an die Sache ranzugehen. Dennoch muss ich im Rahmen meiner nicht vorhandenen Kompetenz ab und an meinen Banknachbarn mit Kleinigkeiten nerven, was aber aufgrund meines schlechten Chinesisches durchaus von den Lehrern toleriert wird. Glaub ich. Wenn nicht, dann merke ich es nicht. Trotzdem fein aus der Sache raus. HA! Wobei hier zu sagen ist, dass Respekt eine sehr große Rolle spielt und der Lehrer niemals zulassen würde, dass ich mein Gesicht verliere. Der Arme und das, wo ich doch so schlecht bin… Nicht einfach hat er es. Aber was soll ich sagen?! Im Unterricht wird auch nicht gegessen und getrunken. Es hat hier etwas von Schule, nur mit Gefühl, dass Planlosigkeit neben Jack Daniels mein treuster Begleiter ist. So treu war mir Jack Daniels noch gar nicht. Wir waren erst einmal feiern. Das dafür dann bis 7 Uhr morgens. Aber dazu komme ich gleich noch. Der Unterricht macht schon Spaß, so weit ich in verstehe. Und ja, mein Verständnis ist nicht so verheerend schlecht, dass gar nichts geht, sondern ich habe zumindest das Gefühl das Meiste zu verstehen. Das könnte jedoch auch in die gefürchtete Kategorie der Potentialhalluzination fallen. In manchen Fällen kann es sich aber um die noch viel katastrophalere Potentialillusion handeln. Ich wandle einen schmalen Grad, der zusehendst schmaler wird. Seiltanz, Baby! Neben meinen sehr anstrengenden und am Anfang auch eher eine Lektion in Demut erteilenden Chinesisch Kursen, belege ich auch einen englischen Wirtschaftskurs namens Chinese Economics. Das ist eine Mischung aus Geschichte und Funktionsweise der chinesischen Volkswirtschaft. Der Kurs ist eigentlich für Yale Studenten, jdoch scheint jemand bei uns guanxi, also Beziehungen zu haben. Und deshalb dürfen wir teilnehmen. Nach einem Mal muss ich sagen, dass das echt keine Rocketscience ist und meine Mitstudenten ohne to get wohl gar nicht artikulieren könnten. Die Ausdrucksweise hat etwas von George W, aber naja, zumindest ist Yale teuer…

Wenn jemand Fragen hat – ihr könnt mir gern welche Stellen. Und wenn es mein permanenter Zustand der Überforderung zulässt, werde ich auch darauf eingehen.

Nach meiner Lektion in Fußball war der Tag aber noch längst nicht vorbei am Freitag ist nämlich Propaganda angesagt. Und es ist genauso spaßig wie es klingt. Und als Ausländer kommt man umsonst rein. Jawoll, endlich mal Vorteile. Wobei ich eher hineingehumpelt bin – was soll‘ s. Nach dem ein oder anderen Getränk ging es dann ganz gut – Quittung ist gekommen, keine Sorge. Bis in die frühen Morgenstunden gab es ganz ordentlichen Hiphop. Ich kann damit echt gut leben. Macht Spaß hier. Macht so viel Spaß, dass es 7 Uhr wird und man beim McDonalds frühstücken muss, weil die Burger aus sind. So ein Blödsinn. Ich kann auch BigMac frühstücken – mein Magen ist hier eh sehr angestrengt…was heißt angestrengt – er fühlt sich wie eine Achterbahn mit Nachbrenner an. Manchmal kein Spaß und immer häufiger unlustig. Naja, such is life. Deshalb habe ich gestern auch erstmal zwei Gänge runtergeschaltet.

Mein Vermieter dafür nicht. Da die Wohnungen nicht isoliert sind und er keinen Sinn für leises Sprechen hat, kam es mir dann um 8 Uhr so vor, als würde er neben mir stehen. Furchtbare Vorstellung. In meinem Zustand, neben meinem Bett, mein Vermieter. Grausam. Dann doch lieber die Norwegerin aus dem Propaganda. Naja. Auf alle Fälle bin ich dann um 10 Uhr aufgestanden. Und mir ging‘ s recht gut. Dann habe ich mich gestern mit 2 Sprachpartnern getroffen. Interessante Sache, sage ich euch. Heute nochmal 2! Ich will Chinesisch lernen. Ja!

Die eine war 29 und arbeitet in einer Firma, in der ihr es keinen Spaß macht – deshalb studiert sie abends BWL und Englisch, um später richtig reich zu werden. Die Andere ebenso. Das ist eine interessante Atmosphäre, von der sich Deutschland gerne etwas abschauen könnte. Es ist ein Streben nach Erfolg, um dann … konsumieren zu können. Das Ziel heißt nicht Unabhängigkeit, sondern Versace und Konsorten. Es fühlt sich so an, als müsse der Konsum nachgeholt werden. Und wenn man dafür studieren muss, dann studiert man eben jeden Tag. Sehr krass.

Und nach 5 Stunden Übung konnte ich mich das erste Mal mit einem Taxifahrer unterhalten – Hail to the King! So muss das laufen. Er war ganz beeindruckt von mir – könnte auch meine Statur oder was auch immer gewesen sein, aber er war beeindruckt. Und das ist auch gut so. Denn ich bin es auch. Also beeindruckt. Und das immer wieder aufs Neue in Peking.

Thema beeindrucken – das könnte uns managementtechnisch in die Richtung der Vision bewegen. Hier ist zu beachten, dass das ein riesiges Thema ist und ich gleich noch Hausaufgaben machen muss, was durch die streitenden Chinesen auf der Baustelle neben mir nicht unerheblich erschwert wird. Jetzt wird es laut! Ach ja, auch hierzu gibt es einen interessanten Artikel im HBM – aber mit Fokus auf Frauen. Nachdem ich einige Frauen in Führungspositionen kennen gelernt habe, werde ich zu diesem Thema später noch zurück kommen. Für den Anfang könnten wir das Vision-thing (der Begriff kommt im Übrigen von Georg Bush) als vorausschauendes Denken mit dem andere inspiriert werden, bezeichnen. Natürlich ist das noch viel vielschichtiger in den Aufgaben der Vision, aber wir fangen erstmal langsam an. Bei mir ist es gerade 9 Uhr morgens. Ein Punkt ist aber wichtig – die meisten Visionen basieren meistens nicht auf tiefergehenden Analysen und Fakten, sondern Spekulationen, also Unsicherheit. Und die Fähigkeit mit Unsicherheit umzugehen erscheint mir als ein Schlüssel zu visionärer Führung. Erkennt Risiken, wägt sie ab und los geht’s. Hier darf auch gern ins Detail gegangen werden. Ich sage es anderes: Es muss! Jemandem geben, der sich darum kümmert, sonst geht die Umsetzung den Bach hinunter. Keine Umsetzung, keine Kekse. Nach mehr als 2 Jahrne studentischer Unternehmensberatung habe ich verschiedene Erfahrungen zum Vision-thing gemacht. Gerade in meiner Rolle als Vorsitzender hatte ich die Freude, besonders durch Misserfolge, zu lernen, was es damit auf sich hat. Und wie heißt es so schön in der Forschung: The results are mixed.

Der wichtigste Punkt vorab: Vision ist keine Umsetzung! Und nur gute Umsetzung führt zu Ergebnissen. Warum gehe ich trotzdem auf die Vision ein? Weil es Zeiten gibt, in denen man Visonen bzw. einen visionären Führungsstil braucht. Besonders, wenn es darum geht, einen neuen Kurs einzuschlagen. Aber auch hier etwas: Macht eure Hausaufgaben! Das bedeutet, bevor ihr anfangt große Reden zu schwingen, mit denen ihr Kegelvereinvorsitzender werden könntet, habt ihr euch zu informieren. Fundierte Analysen sind angesagt! Widerspreche ich mir? Teilweise. Ohne eine gute Fundierung ist es für mich sehr schwer eine Vision zu formulieren mit der ich überzeugen kann. Und da Visionen kein Selbstzweck sind, sondern es um messbaren Erfolg geht, sollten Vision nie rein aus der Luft gegriffen sein.

Ich wurde ab und zu gefragt, wie ich das mache – also das Vision-thing. Dazu habe ich den ein oder anderen Ratschlag:

Versucht die Bedeutung von Visionen zu verstehen und noch wichtiger – lernt das richtige Timing. Auch wieder so eine Umsetzungsfrage. Warum ich euch nicht die Bedeutung präsentiere? Weiß ich sie nicht? Bin ich nicht mehr ich, sondern ein Chinese? Wo werde ich frühstücken? Oh, entschuldigt die Abschweifung… die Bedeutung ist so klar, wie chinesischer Milchtee – es hängt von eurem persönlichen Führungsstil ab. Wenn ihr ihn noch nicht kennt – sucht euch jemanden, der das beurteilen kann.

Netzwerk. Ein gutes Netzwerk ist das A und O, um strategische Analysen durchzuführen. Außerdem macht networken Spaß und man gut essen dabei – verdammt da ist das Frühstück wieder. Versucht sowohl intern, als auch extern ein gutes Netzwerk aufzubauen und zu pflegen. Das vereinfacht die Sache deutlich.

Mentoren. Sucht euch Vorbilder und Mentoren. Sprecht mit diesen eure Visionen durch, gerne auch im Entwurfsstadium. Beobachtet eure Mentoren und lernt! Das ist genauso schwer, wie es einfach klingt. Außerdem helfen Mentoren beim networken.

Und noch was – das werden die meisten Menschen an mir nicht leiden können. Trotzdem wichtig. Redet von Anfang an darüber. So seht ihr, wie gut das Ding ist, was ihr formuliert habt. Netter externer Effekt: Die Menschen werden euch für visionär halten! Und wenn ihr eure Vision umsetzt, dann wird eure Reputation wachsen, was das Netzwerk stärkt.

Klingt alles machbar, oder? Teil 2 gibt‘ s demnächst. Ich geh mir jetzt eine Nudelsuppe suchen…

Weiter geht‘ s

März 3, 2009

Hallo liebe Gemeinde oder auch die, die trotz der niedrigen Frequenz nicht gegangen sind und/oder es nicht bemerkt haben,

die Menschen, die die Freude haben mich näher kennen, haben es bestimmt schon geahnt – wenn ich nicht am Computer bin, dann muss ich gestresst oder tot sein. Keine Sorge, hier würde man deutlich länger leiden als 3 Tage, wenn man sterben würde… mir schwebt irgendwas Magen/Darm Ähnliches vor… zurück zum Thema.

Stress, Überforderung, Resignation und Endorphinexplosionen bei jedem noch so kleinen Erfolg! Seit heute kann ich fast so schnell, wie die meisten nicht Verhungerten mit Stäbchen essen und das ohne die klassischen Kollateralschäden wie Pullover, Jacken, Tischnachbarn… Und beim Essen in der Mensa glaubt man fast ein Stück chinesischen Lebensgefühl zu erhaschen: Die Freude nicht in der beißenden Kälte elendich Körperteile zu verlieren – die Neugierde, was es heute Leckeres gibt – diese konfuzianische Gleichgültigkeit, was den Inhalt angeht – den Scharfsinn nur Gericht zu wählen, die noch dampfen – den Kampf um den richtigen Platz in der Schlange beim Anstehen – die Verwunderung über den niedrigen Preis bei dem reichhaltigen Essen – die fast väterliche Fürsorge für das erkämpfte Blechtablett auf dem Weg zum Besteck, den Stäbchen – die Vorfreude auf das dampfende Essen – die Präzision bei der Suche nach einem Platz zum Essen, gerne auch im Stehen – und dieser Stolz, wenn man sich voller Dreistheit einen Tisch errungen hat und dann endlich anfangen kann vor dem Blechtablett, das den vollen Magen bedeutet, quasi zu verhungern, weil das mit Stäbchen doch nicht so einfach ist. Und zum Schluss die wohlige Zufriedenheit, weil es am Ende doch klappt.

Am Ende hat auch das mit unserem Vermieter, der Polizei, dem warmen Wasser geklappt.

Okay, warmes Wasser ist für westliche Gemüter fast noch übertriebener Zweckoptimismus, jedoch muss ich sagen, dass das Nichterleiden von Schreikrämpfen bei dem alleinigen Denken an die Wassertemperatur am nächsten Morgen unter der Dusche, schon ziemlicher Mentalluxus ist. Inzwischen friere ich nur noch unter der Dusche – ich bin ja kein Finne. Aber auf diesem Niveau gehe auch ich richtig unter die Dusche, ohne einen Lawinenhund mit Fäßchen vorher zu rufen. Wie haben wir es geschafft? Nicht durch Klemptner Voodoo oder Klorollenorakel – nein, wir haben mit unserem Vermieter gesprochen – okay, ertappt, gesprochen wäre auch wieder übertrieben – nennen wir es verständlich machen. Dieser ist dann sofort zur Tat geschritten – in unserem Fall bedeutet das, er hat genau an den gleichen Wasserhähnen gedreht – was zu ähnlichen Ergebnissen geführt hat, nämlich gar keinen. Sofort wird zum Handy gegriffen, so wie überall in China und flux der Hausmeister gerufen. Dieser hat eine so hervorragende Klemptnerausbildung genossen, dass er instinktiv, genau wie zuvor unser Vermieter und wir, die komischen Ausländer, zu den gleichen Wasserhähnen gegriffen hat. Was von einem noch besseren nichts von Ergebnis belohnt wurde… logische Folgerung – wie stellen an der Gaszufuhr für den Herd um. Dies hatte hervorragenderweise zur Folge, dass er den Schalter für den Wasserdruck entdeckt hat, was leider auch gar nichts gebracht hat. Glaubten wir. Nach dieser mysteriösen Ansammlung von Geniestreichen kam endlich der Boiler ins Spiel, der fälschlicherweise auf Winter eingestellt war. Scheise ist der Winter kalt hier! Mit einer schnellen Umstellung auf Sommer, Veränderung des Wasserdrucks und der Gaszufuhr war das Problem behoben. Zumindest während der Anwesenheit der Personen, die es nicht betrifft.Ich habe heute quasi kalt geduscht. Okay, es war bestimmt lauwarm.

Wer einmal Sozialismus live erleben möchte, der sollte unbedingt einmal in China wohnen und sich bei der Polizei registrieren. In der Theorie reicht der Reisepass des Mieters, also mir. In der Praxis braucht man starke Nerven, Stressresistenz, Sinn für Humor und meinen Nachfolgern empfehle ich einen guten Schnaps für danach. Alternativ funktioniert auch Komasaufen auf den Schock. Dann werdet ihr aber ausgewiesen und falls ihr nochmal reinkommt, kommt das Selbe nochmal. Also, erstmal über Umwege den Vermieter erreicht, der realisiert hat, dass es zwar eigentlich kein Problem ist, wenn man sich zu spät meldet, er jedoch dann Strafe zahlen muss. Und das hasst der pragmatische Chinese. Also die Lösung – Hals über Kopf alles erledigen. Das bedeutet Reisepass und Uniausweis – das auch ehrfurchtsvoll das rote Buch heißt – einpacken und zum Community Service. Vorher noch 2 Menschen einpacken, die Mao und die Welt kennen. Ich tippe mal auf Lokalkommitee. Dort einfach in Zimmer stürmen – in unserem Fall 3 Chinesen und wir vier Studenten und einfach drauf los reden. Mit den sehr entspannten Beamten konnte ich mich nicht unterhalten – sondern glänzte gegenüber dem Lokalkommitee mit Nichtwissen und sprachlicher Inkompetenz. Sehr gut, noch mehr Menschen von meinen Qualitäten überzeugt. War ja einfach. Danach geht es zur Polizei, wo man erfährt, dass das heute nicht geht. Mehrere laute Gesprächsfetzen später wird der Antrag ausgefüllt – dachten wir. Nicht ohne den Onkel des Vermieters. Okay, Onkel abgeholt – auf zur Polizei. Diskussion von vorne. Vermieter gestresst, Polizei auch – wir: verstehen nichts. Versuchen mit uns zu kommunizieren. Setzen kampferprobte Taktik ein. Nicken, Lächeln, langfristig ignorieren. Wer sagt‘ s denn – das rockt. Sind registriert. Und gestresst. Aber nicht mehr illegal. Sehr gut.

Am Abend ging es dann über zur Bezahlung der Miete. Bezahlen 4 Mieten auf einmal. Dieses Bündel Geld ist unglaublich hoch und aus Respekt gegenüber ehemaligen Hochinflationsländer nicht als Foto abgelichtet. Das Bezahlen war zwar auch abenteuerlich – wir haben die Freundin des Vermieters kennen gelernt. Sie kann gut Geld zählen und einpacken. Inzwischen kennen wir 2 Onkel und seine Freundin – wir sind gespannt, wen wir noch kennenlernen werden. Spannende Angelegenheit.

Aber neben diesen durchaus lustigen und nervenraubenden Bürokratiegängen hat natürlich auch schon die Uni angefangen. Juheisa. Mein Chinesisch ist schlecht, die Stimmung hält noch. Wir sind wieder in die klassischen Zeiten des Frontalunterrichts zurückgekehrt und üben uns in konfuzianischer Hörigkeit gegenüber unseren Lehrern. Klappt. So weit ich sie verstehe. Der Kurs, wo es ums Sprechen geht ist brachial und ich inkompetent. Um die Stimmung zu verdeutlichen: Stellt euch Captain Jack Sparrow vor, nehmt die Hintergrundmusik des Films dazu und werdet dann jämmerlich versenkt und geteert und gefedert. Verstanden? Gott sei Dank hatte ich danach nochmal zwei Kurse – ähnliches Desaster, aber ohne Teeren und Federn. Versenkt. Gerade sitze ich in einem Cafe, das nicht beheizt ist und ziemlich laut. Ich habe aber ja schon den Ernstfall im Flugzeug geprobt und kann mit Ipod ganz gut dagegen halten. Spannendes Leben hier, aber als Waiguoren ist man recht schnell isoliert – und die Studenten hier sind echt beschäftigt. Wir befinden uns in DEM Eliteinstitut Chinas – Karlsruher geht heim! Hier sind die besten des Landes: Die besten aus 1,2 Milliarden Menschen. Aber irgendwie erscheint die Elite des Landes auch ziemlich gewöhnlich. Lernen 14 Stunden, 7 Tage die Woche. Tragen genauso Gammeljogginghosen, usw. Hier fühlt sich der gemeine Sinologe wohl. Blöd, bin BWLer. Egal. Dafür kommt mir die Handy und Laptopmentalität entgegen. Immer und überall.

Ich lerne hier aber eine Menge neben der Sprache. Ein sehr interessantes Phänomen: Der Bezug zum Geld geht verloren – die meisten von euch werden eh behaupten, dass ich keinen Bezug zum Geld habe, aber jetzt ist er völlig weg. Alles recht billig, irgendwie doch teuer. Snickers 2 Euro – what?! Das ist ein schleichender Prozess, der immer wieder durchbrochen wird. Geht ihr zur Bank, dann denkt ihr euch 50 Euro – passt. Seht ihr 400 RMB – okay, 4 Scheine. Seht ihr den Reaktion der Menschen auf einen 100 RMB Schein – Boah, eine Menge Geld. Seht ihr die Essenspreise – 10 RMB – geil, ich fress mich tot. Schaut ihr nachher in das Geldbündel – Beutel benutzen die wenigsten – wo ist das Geld hin? Irgendwie noch komisch.

Ansonsten lernt man hier Grenzen, Hochmut, Demut, Mutlosigkeit, Mut und Grenzen zu erweitern. Der Horizont erscheint wie ein ausgeleiertes Jojo, das irgendein Spaßvogel hin und her wirft. Manche nennen das Gott, Karma, Schicksal, ich nenne es ein Leben somewhat better than average..

Das wäre ein toller Schlusssatz gewesen. Verdammt. Ach ja, mein Bett ist bretthart – Technologie des Lattenrostes ist hier noch nicht angekommen, zumindest nicht bei mir. Das Phänomen des schmerzhaften Rückens dagegen schon. Das Einschlafen nach einer Minute im Bett liegen auch. Zufriedenheit und Stress geben sich täglich hier die Hand und das scheinen Sie auf meinem Rücken zu tun. Wer sich schon immer auf die Probe stellen wollte ist hier genau richtig – am besten noch mit meinen Sprachkenntnissen. Oder lieber auch nicht. Aber so lernt man Verständigung.

Diese Verständigung fehlt den meisten Menschen in Führungspositionen. Na, wer hat den Themenumschwung gemerkt? Natürlich mal wieder ein Stück Weisheit für den Schluss. Mangelnde Kommunikation ist eins der häufigsten Probleme junger Führungskräfte, das gilt auch für Hochschulgruppen. Meisten ist nicht nur Inhalt unklar, sondern auch die Form in der kommuniziert wird. Dies ist besonders der Fall, wenn man sich nicht kennt. Das erscheint mir fast immer so der Fall zu sein. Könnte mit an der hohen Fluktuation von Hochschulgruppen liegen, was jedoch ein anderes Thema ist.

Leute, macht den Menschen klar, wie ihr kommuniziert und sagt es Ihnen am besten am Anfang. Ihr seid direkte Diktatoren – I don‘ t care as long as I know. Und so geht es den meisten Menschen. Viele Führungskräfte versäumen gerade am Anfang ihrem Team klar zu machen wie sie selbst kommunizieren, was das bedeutet und was sie erwarten. Und schon ist ein Stück Unsicherheit weg. Ich für meinen Teil erwarte eigentlich Antworten auf emails innerhalb 16 Stunden – bamm. Das schockiert. Wenn es aber bekannt ist, dann klappt das auch. Also, teilt euren Kommunikationsstil mit. Telefon, email, sms…

Was leider auch angehende Unternehmensberater, zu meinem Leidwesen, häufig falsch machen, ist der eklatante Mangel an Struktur im Inhalt. Ich will keinen Informationen Salat. Ich will klare Strukturen, die schnell verständlich und klar in ihren Formulierungen sind. Ach ja, das wollen im Übrigen eigentlich alle. Und noch was: Je klarer die Optionen sind, desto besser ist eine schnelle Entscheidung möglich.

Achtung bei den Optionen: Hier schlägt die Wirtschaftswissenschaft zu! Sind die Optionen vollständig, überschneidungsfrei und gehorchen sie dem Prinzip: wenn A>B und B>C, ist A>C?

Vollständig bedeutet, dass das Unterlassungszenario bitte auch durchgespielt wird. Was passiert wenn ich nichts mache? Gerade gestresste Menschen übersehen die Tatsache, dass manchmal einfach nichts passiert, vor allem nichts Negatives, wenn man nichts macht. So kann sich eine Menge Arbeit von selbst erledigen. Zeit ist eine kostbare Resource… noch ein Phänomen in China: Zeit ist dehnbar. Manchmal fliegt sie, manchmal geht sie fast nicht vorbei. Und in China kann man das nicht abschätzen.

Aber nun muss ich weiterlernen und ein paar Dinge erledigen… no rest for the wicked!