Bad Habit

Juli 19, 2009

Hallo zusammen,

lange mussten die Freunde des geronnenen Menschenverstandes auf meine Einsichten warten. Heute geht es weiter! Spaß beiseite, mich hat es einfach wieder einmal gepackt ungefragt meine Meinung von mir zu geben. Auch dieses Mal kann ich nicht die Finger von der studentischen Unternehmensberatung lassen, auch wenn ich eigentlich damit aufhören will, da die Zeiten von Dinosauriern schon längst vorbei sind…

Im Folgenden werde ich mich ein wenig über spannende Themen am Markt, interessante Branchen und Strategien dorthin auslassen.

Zunächst sollten wir uns aber gewisse Faktoren anschauen, die man einfach nicht wegdividieren kann… quasi die Gegebenheiten des Marktes. Gottgegeben. Wie die Zahlen in I&F.

es gibt Bachelor & Master

So einfach diese Aussage ist, um so fundamentaler sind Ihre Auswirkungen. Die Leute meinen durch den Bachelor immer weniger Zeit zu haben und glauben, dass sie an ihren Stundenplan gebunden sind. Wahrheit? Teils, teils.
Viele Studenten sind durch die Einführung des Systems verunsichert und gehen davon aus, dass die Noten der sicherste Strohhalm sind. Und deshalb erscheint es so, als hätten Noten absolute Priorität.
Der Bachelor soll Praxis orientiert sein. Das sollen Studenten und Unternehmen glauben. Dadurch sinkt die time-to-market. Sollte sie zumindest.
Es gibt den Master. Das bedeutet, dass es Studenten mit berufsqualifizierenden Abschluss gibt, wodurch ein Signal für die Qualität der Beratung gesendet werden kann.

Studenten sehen studentische Unternehmensberatung nicht als ihren Beruf

Klingt logisch, oder? Sollte es eigentlich, jedoch wird das zu selten tatsächlich in Betracht gezogen, sonst würden Anreizmechanismen völlig anders konstruiert sein.

Arbeit macht nicht immer Spaß

Auch wenn das Phänomen studentische Unternehmensberatung meistens in der Freizeit der Menschen erscheint, so ist der Charakter der Arbeit nicht immer all zu spaßig. Von Datenbankaktualisierung über Dokumentation – alles nicht so der Freizeitburner.

Fluktuation und Kurzlebigkeit ist allgegenwärtig

Sind wir ehrlich. Am Ende handelt es sich nur um Studenten, die so sprunghaft wie ein Springbock auf LSD sind. Für viele ist ein Longterm Commitment quasi der Tod.

Individuelle Ziele unterscheiden sich sehr stark

Dies ist eine zentrale Tatsache, die schon so manche Unternehmung ins Wanken gebracht hat. Auch wenn die Unterschiede nicht explizit genannt werden, so kann man sie in ihrer zerstörerischen Kraft jeden Tag aufs Neue spüren. Zerstörerische Kraft? Nun ja, Probleme bei der Weiterbildung, beim Staffing und der Akquise sind die Offensichtlichsten.

Ein sehr hoher Grad an Effizienz und Effektivität innerhalb der Organisation kann erreicht werden, eine Zielkongruenz zwischen der gesamten Unternehmung als solche und ihren Mitgliedern besteht. Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass je höher diese Zielkongruenz, desto höher Effizienz und Effektivität. Jetzt kann es verschiedene eher suboptimal angehauchte Fälle geben.

Die Frage, die hier natürlich sofort aufkommt, ist die Frage wie die Organisation als solche überhaupt Ziele haben kann, wenn sie nichts anderes als die Aggregation der einzelnen Mitgliedern ist? Wer ist die Unternehmung überhaupt und kann sie Ziele haben?

Nüchtern betrachtet hat das Kind einen Namen: Studentische Unternehmensberatung. Das bedeutet, dass es auf alle Fälle etwas mit Unternehmensberatung zu tun haben sollte und nicht die Produktion von Volleyballschlägern im Vordergrund steht. Kann man natürlich auch machen, dann würde ich das aber nicht zwangsweise unter dem Namen studentische Unternehmensberatung machen – das könnte irritieren. Minimal. Im Idealfall hat es aber auch zur Folge, dass freie Geister, die Volleyballschäger herstellen wollen, sich nicht bei einer studentischen Unternehmensberatung bewerben, sondern sich ihre eigene kleine Schokoladenfabrik bei Charly suchen. Sollten sie trotzdem meinen, dass bei einer Beratung Ihre eher ungewöhnlichen Profession nachgegangen wird, so sollte sich die Beratung ein wenig sorgen um ihre Kommunikation nach außen machen.

Soll bedeuten, irgendwelche Spaßvögel haben dem Kind einmal den Namen gegeben und zwar nicht, weil sie die Kaste der Volleyballschläger-Manufakteure irritieren wollten, sondern weil es um Unternehmensberatung durch Studenten ging. Somit ist Beraten durchaus ein Ziel der Unternehmung. Quasi immanent. Sonst kann man die Bude auch sein lassen… und Volleyballschläger… sind eh überbewertet.

Die Begründung der Existenz liegt also in der Beratung. Da Beratung kein Ziel ist, dass man einfach mal so macht – Versuche sind kläglich gescheitert -, bringt es auch noch eine Menge Dinge einfach so mit sich. Und jetzt ist die Frage, was es mit sich bringt und wo tatsächlich die Ziele liegen. Und wo liegen die Ziele der Mitglieder und wie weit deckt sich das? Am Anfang jeder Unternehmung sollte die Vision stehen und sich daraus die Ziele ableiten lassen. Überbezahlte und hochgradig hoch kompetente Hyperberater werden nicht selten dafür engagiert so eine Vision zu entwickeln – das Banner unter dem sich die Recken vereinen. Quasi die Ringgemeinschaft der Neuzeit im Industriezeitalter. Oder so.
Ehrlich gesagt, ich bin kein großer Freund von Visionen. Visionen sind groß, behäbig und jeder meint, dass er unbedingt eine gigantische, epochale, Poolitzer-verdächtige Vision braucht. Bullshit!

Unser Geschäft ist selten von Dauer und wenn jeder Vorstand das Rad neu erfinden will, dann ist er beschäftigt. Und zwar ordentlich. Deshalb ist das Mantra die neue Vision. Kurz, prägnant, fassbar. Ein einfaches Beispiel wäre Porsche: Ein gutes Auto für gutes Geld an einen guten Kunden. Alles gesagt.
In unserem Fall: Die Nummer 3 hinter Karlsruhe und Frankfurt sein oder die Beratung für Unternehmer zu sein. Whatever. Ich bin kein Vorstand mehr…

Mantra? Check. Was kommt jetzt? Richtig, daraus ableitbare Ziele. Und dann die persönlichen Ziele. Unter einen Hut. Das wird nicht ganz einfach… Wenn das aber läuft, dann wird‘ s ein Selbstläufer.

Das bedeutet, dass die Harmonisierung von Zielen der erste Schritt sein muss. Harmonisierung kann nach fast 3 Jahren auch Downseizing bedeuten. Das war wieder mal mein Beraterdeutsch – ich kann‘ s einfach nicht lassen. Zurück vom Kauderwelsch zu umsetzbaren Handlungsalternativen:

Anhängig von der Vision können Ziele für die studentische Unternehmensberatung abgeleitet werden. Ach ja, nicht zu vergessen müssen diese Ziele messbar und, und, und sein. Habe ich glaube ich schonmal was dazu geschrieben – ansonsten bei Profis nachlesen. Gängige Ziele können Beratertage, Mitgliederzahl, Churning Rate, Anzahl von Schulungen, Zugang zu gewissen Branchen… die Welt der Ziele und Kennzahlen ist unglaublich groß und so vielfältig, dass manche Menschen die eher nachteilige Gewohnheit annehmen, auch garantiert die falschen Kennzahlen zu nehmen.

Und dann gibt es noch die wunderschöne Palette der persönlichen Motive und Ziele, alle legitim und alle an und für sich liebenswürdig. Hilft das? Wer weiß…Meine persönliche Favoriten sind die bi-turbo Lachgaseinspritzung für den Lebenslauf und das gern und viel gescholtene Pferd namens Praxis. Aber nur die stundenplankonforme lightversion von Praxis. Quasi Aushilfshobbyberater. Gern zitiert wird auch das Bestreben nach dem Lernen. Romantisch… genug unqualifizierter Spott & Schmähkommentare meinerseits.

Also, versucht die Ziele in Einklang zu bringen. Jedoch wird es schwierig die persönlichen Ziele alle zu erfassen, da einige Menschen nicht unbedingt mit der Ehrlichkeit vor dem Herrn an die Sache rangehen.

Solltet ihr jetzt zwei Listen mit Zielen haben, dann könnt ihr jetzt die Ziele doppelt unterstreichen, die auf beiden Listen stehen. Solltet ihr jetzt Begriffe streichen, die nur einfach vorkommen, lauft ihr eben Gefahr Leute zu verlieren – downseizing beim Harmonisierungsprozess. Sollten die Ziele allen klar sein, so fällt die Strategieentwicklung deutlich einfacher.

Und bitte immer zuerst Ziele festlegen, dann die Strategie dorthin. Anders geht auch bestimmt… aber naja. Whatever.

Mantra? Check. Ziele? Check. Strategieentwicklung… nun kommen die Marktgegebenheiten zum Tragen. Teilweise wirken diese auch wie Restriktionen.

Ich werde im Folgenden versuchen eine Strategie anzureißen, die mir für den Standort Tübingen sinnvoll erscheint und dabei auf Restriktionen, Märkte und Themen eingehen.

Mantra:
Der Premium Anbieter für Unternhmer-orientierte Dienstleistungen im Segment der studentischen Unternehmensberatungen

Ziele:

Nummer 1 Beratung im Bereich Unternehmer-orientiere Dienstleistungen, gemessen an Reputation und Umsatz (bei studentischen Unternehmesberater)
Treibende Kraft im Vorantreiben des Unternehmertums in BW

Für die Zweifler unter den Jüngern möchte ich genauer auf die einzelnen Ziele eingehen:

Um Reputation diese Reputation aufzubauen wird ein großes Maß an Professionalität und Präsenz benötigt, was bedeutet dass eine Menge Ziele eingeschlossen sind. Des Weiteren braucht man einen Track-Record an qualitativ hochwertig abgeschlossenen Projekten.

Warum ist der schnöde Mammon schon wieder erwähnt? Hat der BWLer wieder zugeschlagen? Bin ich tatsächlich so geldgierig?
Vorweg: Geld kommt, Geld geht. Die Frage nach Umsatz ist aber Folgende: Haben wir es geschafft Lerneffekte und Erfahrungen so weit zu treiben und zu entwickeln, dass ein unabhängiger Dritter bereit wäre dafür zu bezahlen? Umsatz als der Prüfstein der Lehrjahre.

Nun zur Strategieentwicklung:

Betrachtet man die Ziele genauer, so kann auch das ungeschulte Auge bzw. ich ohne Brille feststellen, dass das nicht so einfach mit der Erreichung wird, geschweige denn der Weg klar gezeichnet ist. Deshalb braucht man für die einzelnen Bereiche Teilstrategien, die man dann wieder auf kleinere Ziele herunterbrechen kann. Hier spielen jetzt die vorherigen Restriktionen eine große Rolle.

Wenn man sich das Geschäftsmodell genauer anschaut, dann wird schnell klar, dass die entscheidenden Werttreiber im Vertrieb und im Personal liegen. Wir brauchen Projekte und Menschen, die diese Projekte durchführen. Daher möchte ich auch diese Bereiche etwas genauer anschauen und mögliche Teilbereichsstrategien genauer unter die Lupe nehmen:
Personal ist für die Menschen verantwortlich – wieder einmal ein Satz, der durch Einfachheit brilliert . Soll bedeuten, entweder wir haben Menschen, die gute Qualität abliefern können oder eben nicht. Einfach betrachtet Recruiting, Retention, Weiterbildung… Personal ermöglicht und ermächtigt die Mitglieder zur Beratung.

In unserem Fall bedeutet das, wir brauchen eine workforce, die langfristig ein hohes Niveau halten kann (Reputation) und neue Maßstäbe aufstellt im Bereich Unternehmer-orientierte Dienstleistungen (Nummer 1). Klingt anspruchsvoll? Soll es auch sein! Wobei hier zu erwähnen ist, dass es den Markt der Unternehmer-orientierten Dienstleistungen nicht wirklich gibt und fast jedes neue Angebot Maßstäbe setzen kann. Keine Panik auf der Titanic. Trotz allem braucht man Berater, die sehr gute Ergebnisse abliefern können…

Nun schlagen unsere Restriktionen zu!Und zwar fast alle:

Bachelorproblematik (Stundenplan)
Beratung ist nicht ihr Beruf
Arbeit macht nicht immer Spaß
Fluktuation und Kurzlebigkeit

Nur die Ziele unterscheiden sich nicht mehr, da man sich ja theoretisch darauf geeinigt hat. In unserem Beispiel würde das zu enormen downseizing führen, was auf alle Fälle das Management stark vereinfachen würde. Wie geht man mit den restlichen Probleme der Überlebenden um?
Widersprechen sich nicht die Ziele und Gegebenheiten? Auf den ersten Blick sofort! Und fast unvereinbar.

Um den Bachelorproblemen und der Fluktuation/Kurzlebigkeit entgegen zu wirken muss die time-to-market der Berater drastisch sinken – die Mitglieder müssen schneller fähig sein beraten zu können. So kann in kürzerer Zeit mehr beraten werden. Die anderen Punkte kann man durch richtige Anreizsetzung steuern. Unangenehme Arbeit wird bezahlt.

Andere Variante: Sanktionierung – nur wer arbeitet kann bei Projekten teilnehmen. Usw. Ich bin kein Freund von Sanktionierung.

Also, intensives onboarding bei welchem unsere Mitglieder in geringer Zeit zum Beraten ermächtigt werden. Dieses sollte noch durch Mentoring z.B. ein fachlicher und ein persönlicher Mentor, verstärkt und gewisse Events, wie lunch & learn untermauert werden. Dadurch wird auch die Integration und das Zusammenwachsen gestärkt. Alle Maßnahmen zielen darauf ab, die Intensität zu erhöhen und dadurch ein höheren Grad an Committment zu generieren. Unangenehme Arbeit wird entlohnt, was auch die Qualität sichern sollte. Außerdem ermöglicht diese eine einfachere Steuerung des Cashflows. Buchhaltung kann outgesourct werden. Um die in Anspruch genommene Zeit weiter zu senken sollte jede nicht Beratungs-, Vertriebs- und Personalleisttung outgesourct werden bzw. an ein internes Shared Service Center abgegeben werden. Dieses SSC bearbeitet quasi die „unagenehmen“ Aufgaben – hierbei handelt es sich um Studenten, die für diese Arbeit bezahlt werden. Quasi interne bezahlte Dienstleister. Ja, ich höre die Ängstlichen unter den Inkompetenten „Restrukturierung“ ächzen. Mit einem gemeinnützigen Verein der Gesellschafter einer UG wird sollte dieses Problem sehr leicht in den Griff zu bekommen sein… anderes Thema. Nur so viel: Man kann die passende Rechtsstruktur ohne Probleme finden, sobald die Anreizmachanismen und Strukturen fertig sind.

Kurz zusammengefasst: Kürzere und intensivere Zeit, getrieben durch Anreize! heißt die Devise.

Vertriebsstrategie… in meinen Augen deutlich komplexer. Hier spielt neben der Strategie die Umsetzung eine sehr große Rolle. Der Vertrieb ist in unserem Fall eine der wenigen Bereich, bei der eine nichtvorhandene Strategie durch Excellence in Execution ausgeglichen werden kann. Ein guter Verkäufer kann ohne Strategie den Laden am Laufen halten. Eine gute Strategie allein kann das nicht. Das bedeutet: Versteht das Geschäftsmodell, die Prozesse und am wichtigsten die Touchpoints: an welchen Punkten müssen wir gewinnen um Erfolg zu haben. Also, auf ans Reißbrett und Prozesse designen: Von Ansprache bis Aftersales.

Zur Strategie ist zu sagen: Diese hängt von den zu bearbeitenden Märkten und den angebotenen Dienstleistungen ab.

Wie gesagt Unternehmer-orientiert. Branchen? Einfach mal einen Blick auf vorhandene Resourcen, die Region und Trends werfen:

Universität Tübingen. Theologie! Richtig… naja, nicht nützlich – okay für das Leben nach dem Tod. Medizin, Biotech, Informatik. Trends? Biotech, Medical Devices, Health Care, Media, Internet, Energy. Region? Maschinen/Anlagenbau, Medical Devices etc. Entsteht hier etwa gerade ein Bild?! Magie, Voodoo, ein Wunder? Okay, genug Sarkasmus.

Die Branchen der Wahl:

Biotech/Medical Devices/Health Care: Starker Fokus der Universität, der Region und bereits vorhandene Kontakte. Ach ja, schaut euch mal die demographische Entwicklung in Deutschland an.

Energie. Fast gleiches Spiel.

Media/Internet: Ein bisschen anders, aber großer Markt, da viele Unternehmer.

Industrie: Ich sage nur BW.

Nun zur Positionierung. Dank der Studiums Generale Vorlesung wurde Reputation und eine gewisse Dynamik aufgebaut. Diese gemeinsam mit den vorhandenen Kontakten sollte zur Gründung eines Centers für Entrepreneurial Finance & Strategy genutzt werden. Details können bei Bedarf ausgearbeitet werden…

Das war der Ansatz eines Dinosauriers. Investierte Zeit: 3 Tage…. zum Thema Beratungsdienstleistungen – do the math yourself. You‘ ve got the numbers right in front of you.

So, 1 Jahr kein Vorstand mehr und kein Stück ruhiger geworden.

No rest for the wicked.

Und das war auch hoffentlich der letzte Anfall von großen Plänen, sonst sollte ich mir einen Napoleon-Hut schneidern lassen… Als nächstes folgt ein Blogeintrag von einer sehr interessanten Konferenz.

Zu lang in China?!

Juli 13, 2009

Hallo zusammen,

die Cleveren unter den Interessierten haben es schon längst geahnt: Ich habe mich in China eingelebt und es gibt weniger zu erzählen. Vielleicht bin auch schon zu lange in China und wundere mich einfach über nichts mehr… zum Beispiel die weiße Smogwand, die es hier seit Tagen gibt und die einhergehende Müdigkeit und das viel zu heiße Wetter, dass mich nur noch 3 Stunden am Stück schlafen lässt.

Geht es mir schlecht? Auf gar keinen Fall. Man gewöhnt sich irgendwie an fast alles und bloggt dann irgendwie auch nicht mehr so viel… Der Sommer hat in BJ voll eingeschlagen, soll heißen zu warm und zu anstrengend. Jeder flieht, der fliehen kann. Unter jeder fallen auch Sprachpartner und Freunde, die einfach schon fertig sind mit dem Semester. Nur unser Semester geht einfach mal länger. In meinen Augen einfach zu lang. Lustig? Gar nicht! Da ich aber keine Klausuren schreiben muss, könnte man zu dem Trugschluss kommen, dass ich jetzt ja Zeit habe – HA! Ich nutze meine Zeit quasi sinnvoll und versuche auf den GMAT zu lernen. Wer einen Master machen will, braucht wohl einen GMAT. Damn!

Seit dem Xinjiang Zwischenfall ist mein Zeitvertreib gefährlich gefährdet: Das Internet! Inzwischen langsam und viel zu viel gesperrt. Einfach kein Spaß!

Da meine Wohnung einfach nicht so gut klimatisiert, geschweige denn so geschmackvoll eingerichtet ist, wie das westliche 24 Stunden Cafe habe ich meinen Lebensfokus ganz klar dorthin verlagert. Außerdem bekommt immer kostenlos kaltes Wasser nachgeschenkt – großartig! Da macht das Lernen oder Chillen einfach noch mehr Spaß. Wer sich jetzt fragt, was Lebensfokus bedeutet, dem sei gesagt, dass der Rekord der Anwesenheit bei 16 Stunden liegt und nein, ich gebe dabei kein Vermögen aus! Ich trinke nur unglaublich viel Wasser. Ach ja, der Rekord wurde gestern aufgestellt. Danach ging es spontan um 3 Uhr morgends Burger holen, um dann bei Sonnenaufgang dem Hissen der chinesischen Flagge auf Tiananmen beizuwohnen. Coole Idee, oder? Die hatten leider auch tausende anderer Chinesen. Busladungsweise fielen sie wie die Hunnen ein. Und dann standen wir da ganz vorn, die Massen drückten von hinten und das einzig sichtbare war der Smog. Nach einer Stunde des kuschligen Wartens und des Behauptens, dass wir kein Wort Chinesisch sprechen – sonst hätten sie und nach hinten diskutiert – wurde endlich die Flagge gehisst. Sachen gibt‘ s! So viel von mir. Am zweiten August bin ich wieder in Deutschland…

Shanghai – II

Juni 27, 2009

Willkommen zurück im Lande der unaussprechlichen Fremdwörter,

nachdem wir in den letzten Wochen eher Sympathie und Empathie hatten, kommen wir jetzt auf Level 3, quasi Dinge der Unmöglichkeit für mich. Und ich rede nicht vom Abstellen von Verbaldiarrhoe, das vielleicht ein anderes Mal, sondern, Achtung ich mache es offiziell: Ich war das erste Mal seit 4 Jahren wieder richtig im Urlaub, so mit Urlaubsfeeling und so. U-R-L-A-U-B. Ich rede hier nicht von der alltäglichen Dekadenz meiner kulinarischen Hochgenüsse, sondern von dem dezidierten Ansatz Urlaub zu machen. Deshalb sitze ich auch gerade in einem französischen Cafe in Shanghai und warte auf meinen Rückflug – da bleibt etwas Zeit zum bloggen. Und wer hat mich nicht vermisst? Okay, blöde Frage…

Der Kaffee, das Baguette und das Croissant – ein Traum. Könnte auch damit zusammenhängen, dass ich bei Paul, einem französischen Traditionshaus sitze. Und das wichtigste: voll klimatisiert, was natürlich bei mir zu leichter kongtiaobing geführt hat. Ihr fragt euch was das ist? Ganz einfach: Klimaanlagen induzierte Erkältungskrankheiten jeglicher Coloeur. Kongtiao ist die Klimaanlage und bing ist Krankheit. Naja, das soll aber nicht das Thema sein – festzuhalten ist nur, dass das Klima in Shanghai anstrengend ist und man auch gerne mal Taxi nur der Abkühlung willen fährt. Ein Hoch auf die Luftfeuchtigkeit, die auch mal prozentual betrachtet dreistellig werden kann.

Shanghai ist Dynamik, Lifestyle, China, Europa, New York, Metropole, Puls der Zeit, verrückt, teuer, billig, grün, nobel, dekadent, lecker, Straßenleben, erdrückend, unangenehm, Kultur, Eldorado, Ende der Existenz, überwältigend, nicht Peking. Aber vielleicht irgendwie meine Welt…

Mittwochabend war aber erstmal Essen angesagt. Typische Shanghai Cuisine. Nicht schlecht, aber auch nicht meins. An dieser Stelle muss ich mich bei Linda bedanken, die sich meiner und meinen kulinarischen Wünschen angenommen hat. Großartiger Service! Spontan wurde ich auch mit Straßenkarte und Sightseeing-Liste ausgestattet, was mir später noch gute Dienste erwies.

Danach ging es spontan zu Sebastian, der mir für eine Nacht Asyl gewährte, bevor es für mich dann die folgenden Nächte in das Reich von Tanja und Frank ging. Über die Unterbringung konnte ich wahrlich nicht meckern. Großartig!

Shanghai – für mich eine Erinnerung an geschäftiges Treiben. Businessdynamik und ein Hauch Lebensgefühl. Wie zu erwarten, konnte ich auch diesen Eintrag nicht an einem Stück schreiben, sondern musste ihn zusammenzerhackstücken. Inzwischen ist wieder Samstag und ich frühstücke mal wieder westlich mit allem was dazu gehört. Und nehme weiter ab…. jep.

Inzwischen ist meine Stimme leicht lädiert, nachdem ich vorgestern auf die großartige, epochale, legendäre Idee gekommen bin doch einfach mal 8 Stunden am Stück Karaoke zu betreiben. Clever! Naja, zumindest 150% spaßig und ganz ohne Alkohol. Stattdessen keine Dehydration, keinen Kopf und noch wichtigiger: Keinen Unterricht aufgrund der überwältigenden Priorität der Frühstücksaufnahme. Toll.

Danach erstmal 3 Stunden schlafen. Vor Schwüle sterben. Aufstehen. Emails und viel Kleinkram. Abends mit 9 Personen 30 Cocktails auf einmal in der Happyhour bestellen. Mehr Karaoke. Um halb 7 aufstehen. Inzwischen wieder im Cafe sitzen. Zeit genießen, nachdenken, planen, verwerfen, vorwärts kommen, verwerfen, mehr verwerfen, träumen, erinnern, überdenken, lernen… so sehen meine Tage manchmal aus. Das ist China.

Wertvoll…

Juni 9, 2009

So inzwischen ist wieder einmal Montag, doch dieses Mal ist alles anders: Nein, ich rede nicht von Kater oder anderen Exzessen, sondern von etwas völlig Anderem. Ich habe tatsächlich den Anflug des Gefühls etwas geleistet zu haben. Kaum zu glauben, aber es könnte fast so sein… natürlich nicht viel – aber so ein bisschen. Nein, entgegen allen Erwartungen habe ich die Chinesen nicht zur Bekennung zum Kapitalismus überzeugt oder endlich das lang ersehnte Firmenimperium aus dem Boden gestampft. Nein. Fast. Viel besser – Kekse gebacken.

Donnerstag ging es los! 23.50 Uhr Nachtzug nach Fuyang, Anhui – im Herzen Chinas. Das bedeutet 9 Stunden Nachtzug – ein echtes Erlebnis. Vorher aber erst noch meine 2 Würzburger Mitreisenden eingesammelt – für alle, die jetzt böse oder enttäuscht sind: Es war die letzte Möglichkeit meine gute Freundin Annie zu sehen – da kamen die mit, die nachgefragt haben. Vorher musste ich aber noch unbedingt meinen schlechten Orientierungssinn zur Schau stellen, was uns nicht daran gehindert hat uns mit unserer chinesisch-amerikanischen Küchenchefin Lillian zu treffen und gemeinsam zum Bahnhof zu kommen.

Nach einer Duschbedürfnis hervorrufenden Zugfahrt, die echt cool war, nur eben nicht im eigentlichen Sinne des Wortes, kamen wir gegen halb 10 in Fuyang an. Bei Fuyang handelt es sich um eine unbedeutende 9 (!!) Millionen Stadt, von der ich vorher noch nie gehört hatte. Ich hatte jedoch schon vorher etwas über Anhui und der Nebenprovinz Henan gehört – sie sind bekannt für AIDS, TB, Malaria und bei mir inzwischen für sehr gutes Essen und seine Menschen.
So, schnell ausgestiegen und Koffer getragen und zack schlägt das Klima zu. Her mit der Dusche! Quasi doppeltes Duschbedürfnis. Und dieses Bedürfnis kommt mit einer Regelmäßigkeit auf, kaum zu glauben und korreliert mit dem Tatbestand des Verlassens klimatisierter Räume. Und dann noch schnell einer sehr netten Mutter beim Tragen der Koffer – überhaupt bin ich ein Spezialist für tragende Rollen – geholfen. Sie hatte das Pech mit uns ein Abteil teilen zu dürfen und wir waren viel zu laut…
Naja, wir wurden dann von Annie und einer Lehrerin abgeholt. Flux ins Hotel und geduscht und dann auf ins NGO Büro – zum Treffen mit der Direktorin. Sehr beeindruckende Frau!
Für Informationen:

http://www.faaids.com

http://www.patskids.org

Mit Zhang Ying, der Direktorin und der kleinen Nan Nan fing alles an. Die Geschichte wird am besten in dem Oskar-prämierten Film „The Blood of YingZhou District“ erzählt. Obwohl sie 2005 zu den einflussreichsten Chinesen gewählt und ihr Ehemann KFC nach China gebracht hat, stellt sie sich mit Plakaten in Busse und klärt die Menschen – quasi ambulant – über HIV/AIDS auf. Hinter der NGO stehen Größen wie der Premier Wen Jiabao, Yao Ming und Johnson & Johnson. Und viele andere. Und ich.
Gute Sache, starke Umsetzung – ich bin dabei. Satzung ist quasi fertig, Gebührenordnung kommt noch. Der Rest des Vereins kommt. Ich habe das ja schon einmal nicht ganz unerfolgreich durchgestanden. Und dieses Mal kann sich keiner vor der Effizienz drücken. Zu großer Overhead bedeutet, dass die Kinder weniger bekommen. Inakzeptabel. Ach ja, Sitz des Vereins ist Würzburg. Ja, aus dem Wahlsinologe wurde ein Wahlwürzburger. Verrückt! Und so nenne ich auch jeden, der es ein Strohfeuer nennt. Die Profis unter euch erkennen meine Ambition, wenn sie durchkommt. Und wissen auch was das bedeutet. Ja, The Man könnte vielleicht wieder zurück sein.

So, zurück zu meinen Reisememoiren. Fuyang war voller Sinneseindrücke. Die Farben, vor allem der Geruch und der Geschmack. Und der kam vor allem beim anstehenden Mittagessen durch, welches wir in unserem Hotel eingenommen haben. Memo an mich selbst: Man sollte häufiger mit einem ehemaligen Küchenchef essen gehen.
Und dann ging es erstmal ins Waisenhaus zu den 5 Waisen. Eltern sind an AIDS gestorben. Sie selbst sind HIV positiv und von der Gesellschaft verstoßen. Deshalb können sie auch nicht bei Verwandten wohnen. Sie würde das gleiche Schicksal der Verbannung ereilen. Und warum? Wegen mangelnder Bildung. Die Leute glauben, dass AIDS schon per Berührung übertragbar ist. Eigentlich reicht ja schon der gleiche Raum. Und das führt wie nicht anders zu erwarten zu Ausgrenzung, Mobbing, Verachtung – Zerstörung jeglicher Würde. Das können Menschen. Vor allem Kinder und zwar richtig gut. Experten. Überall haben wir den Spruch, das Mantra, ja die weisen Worte lesen können:

Women dou yiyang.

Wir sind alle gleich.

Und nichts packt die Lösung genauer am Schopf als das und lacht der Realität ins Gesicht Mit einem Lächeln, das nur von dem Lächeln dieser Kinder noch übertroffen werden kann. Einem Lächeln von Kindern die ein Zuhause brauchen. Und denen sich Menschen wie Zhang Ying oder Annie angenommen haben. Jedes Kind hat seine Geschichte. Leider das gleiche Schicksal.

Danach ging es an eine Mittelschule auf dem Land, wo wir schlicht und einfach eine Attraktion waren, wobei der Rektor noch eine größere sein muss.

Dann sollten wir uns vor einer Klasse vorstellen. Großes Kino – gewaltiges Tennis! 3 Jahre Chinesisch und dann sowas… zum Glück hatten wir Lillian dabei, die recht fließend chinesisch kann und sie lernt seit Februar Chinesisch. Dafür ist sie aber auch motiviert dabei. Sehr abstruse Szene, so vor einer Klasse irgendwo im nirgendwo zu stehen und zu erklären, dass Deutschland in Europa liegt. Ist auch nicht so wichtig…wir waren trotzdem die Attraktion schlechthin. So noch 3 Bilder mit dem Rektor gemacht – die blonden Frauen mussten natürlich neben ihm stehen und weiter ging es mit unserer Reise.

Wir sind nach dem kurzen Schulintermezzo weiter zu Nan Nan nach Hause gezogen. Nan Nan lebt auf allein mit ihrer Schwester auf dem Land. Soll heißen, 2 ausgezeichnete Gebäude, 4 Räume, nur einer ausgestattet, ein kleines Beet und der Respekt von allen Beteiligten gegenüber Nan Nan. Sie ist 17 und lebt inzwischen völlig selbstständig. Der Onkel will sie nicht bei sich haben und nutzt stattdessen lieber ihr Feld und lässt ihr natürlich keinerlei Geld zukommen. Sie scheint inzwischen ein ziemlich normaler Teenager auf dem chinesischen Land zu sein, der eine Menge mitgemacht hat – ich sage nur so viel: Als sie von Zhang Ying gefunden wurde, war sie in einem kaum vorstellbaren Zustand…

Nach diesem Besuch ging es in Richtung Hotel – mal wieder duschen natürlich und Eindrücke verarbeiten. Von denen gab es natürlich mehr als genug. Erstaunen, Schrecken, Unverständnis, unfair, Respekt, Bewunderung. Dann noch einem kulinarischen Hochgenuss nachgekommen, Gehirn zermattert und auf ins Bett. Am nächsten Tag war es dann so weit: Kekse backen!

Lustiger Backspaß mit kleinen Kindern! Kann ich jedem nur empfehlen. Ich habe mich dann um den Backofen gekümmert. Kann das! Und es hat sogar ganz ordentlich geklappt. Vielleicht schaffe ich es ja hier mal mit Fotos zu glänzen.

Naja, nach extrem leckeren Mittagessen auf der Straße ging es dann auch schon auf in Richtung Activity Center. Hier kommen die Kinder aus der Umgebung, soll heißen bis zu einer Stunden mit dem Fahrrad, her und werden unterrichtet, spielen und haben gemeinsam eine schöne Zeit. Hier wurden die Kekse dann verteilt. Auch hier gilt wieder der Dank dem gesamten Team für diese unermüdliche Leistung. Man kann nur dankbar sein, dass es solche Menschen gibt.
Im Anschluss an diesen schönen Nachmittag gab es dann noch ein großes Abschlussabendessen. Und ich habe das mit der chinesischen Sitzordnung sogar hinbekommen! Wie bereits gesagt, es war ein tiefgreifendes Erlebnis, das ich so noch gar nicht richtig erfasst habe…

So sieht‘ s aus…

Juni 8, 2009

Hallo zusammen,

so, willkommen zur offiziellen und rituellen Blogentstaubung. Baströcke und Blutopfer bereit? Ganz so historisch-traditionell wertvoll wird die Sache dann doch nicht ganz…

Nach kleineren Magenverstimmungen kann ich mich endlich wieder nur der Hitze hingeben.Heute soll es mal wieder 39 Grad geben. Toll, ich sag’s euch. Wer‘ s heiß mag ist hier ganz genau richtig. Ich genieße das Wetter wie ein Backstein auf meinem großen Zeh, nur eben im Ganzkörperformat. Ich habe bisher nur einen Halbspanier getroffen, der das Wetter hier echt toll fand. Ein Traum meinte er – wohl eher ein Alptraum. Spaß beiseite, ich kann mich aber trotzdem recht gut über Wasser halten. Gestern Nachmittag war das Mittel der Wahl die Margarita Happy Hour auf einer recht hübschen Dachterasse – 6 Stunden lang. Mache ich inzwischen Urlaub? Vielleicht. Bin ich gestresst? Auf gar keinen Fall! Bin ich entspannt? Ausgeschlossen!

Warum? werden sich jetzt die Cleveren unter den Gelangweilten fragen. Irgendwas macht der Kerl doch falsch – sitzt in einem sonnigen Entwicklungsland, bekommt monatlichen Paycheck von Papa, braucht weder Kurse noch Credits und ist einfach Europäer. Nicht zu vergessen – hat nur 12 Wochenstunden und Asiatinnen.Und ist nicht entspannt.
Punkt 1. Es ist bewölkt. Schwül. Zu warm. Einfach Mafan. Oh… da kommt mein Margarita.
Punkt 2. Entwicklungsländer machen nicht immer Spaß. Ich sag nur: mein Magen. Versucht hier mal einen guten Espresso zu bekommen!
Punkt 3. Wer wird nicht von Papa finanziert? Ok, ich habe es schon gut – aber China ist maximal halb so billig, wie ihr euch das vorstellt. Versucht hier mal einen guten Espresso zu bekommen, der euch nicht ein halbes Vermögen kostet. Dann das Rinderfilet dazu und ihr seid pleite! Das Rind kostet nämlich ein Vermögen, also nicht das ganze, sondern nur das Filet – macht 1,5 Vermögen. Und das nur weil ich dekadent bin. Ohne mein 16 € all-you-can-eat-all-you-can-drink beim Nobeljapaner wäre ich echt aufgeschmissen. Ein Hoch auf gegrilltes Rinderfilet, Lachs und Garnelen. Und den Sake nicht zu vergessen. Ach ja, und nebenan gibt‘ s den hervorragenden Nudelmann für 60 Cent. Und den nehme ich öfters in Anspruch als ihr glaubt…
Wenn wir schon bei dekadent sind: Hier gibt es Straßenstände, die englische Bücher verkaufen – 1 € die Managementbibel von Peter F. Drucker. Amazon sagt dazu 25 € aber in 24h lieferbar. In China ist es zum Mitnehmen.
Und nun ein Wort zu den 12 Stunden Unterricht in der Woche – Studiengebühren sind bezahlt, ergo sunk costs. Des Weiteren zweifle ich nichtzusammenhängende Vokabellisten an! Man möge mir unterstellen, dass ich die Sprache nur halbherzig lerne…
Korrekt. Denn die Sprache ist wirklich mafan. Wer hat eigentlich inzwischen die Bedeutung von mafan raus? Den Kritikern, auch meinem inneren kleinen Kritiker, der gerade vom Schweinehund verschluckt wurde – visualisiert einfach wie ein Marcel Reich-Ranicki artiges Format von mir von einem gigantischen Schweinehund aufgegessen wird – werfe ich die Tatsache an den Kopf, dass Chinesisch eine ganz-oder-gar-nicht-Sache ist, von der ich nicht einmal weiß, ob ich sie je wieder brauchen werde. Man sagt, dass Chinesisch eine 5 Jahres Lektion in Demut ist. Das bedeutet nicht, dass man nach 5 Jahren Chinesisch kann, sondern nach 5 Jahren vollständig das Konzept der Demut verstanden hat. Traurig? Vielleicht. Wahr? Definitiv. Mafan? Mehr geht nicht.

Ist das meine Abkehr von der Sinologie? Ich glaube es kaum! Eine Absage an die chinesische Sprache? Definitiv nicht – sondern eine Zusage an … an was eigentlich?

Schwierige Frage – schwierige Antwort. Vermutlich wäre es jetzt treffend eine große Zwischenbilanz zu veröffentlichen. Keine Sorge, das wird kein Enron-Waterloo Crossbreed, der wie ein hässliches Damoklesschwert über mir droht mich jede Sekunde ins Unglück zu stürzen… das kann das Wetter hier schon allein. Mafan.

Nun zur langen Version der Bilanz, quasi mit Anhang und Lagebericht nur mit weniger Standards und humorlosen Wirtschaftsprüfern involviert: Und hoffentlich mit einem größeren Unterhaltungswert als das Standbild des WDRs im Winter…

Das war der Stand vor einer Woche – wie ihr seht, schaffe ich es nicht mal einen Blog ordentlich am Stück runter zu schreiben. Quasi unmöglich für mich hier. Daher die zweite rituelle Entstaubung, vielleicht sollte ich dieses Mal doch zu Blutopfern greifen. Freiwillige vor!

Also, Zwischenbilanz (1 Woche später!!):

Das Auslandssemester hat sich gelohnt – ich bin zwar von flüssigem Chinesisch so weit entfernt wie ein verbrannter, steinharter Kuchen von seiner Ursprungsmasse – es war aber auch nicht mein Ziel. Ich und flüssiges Chinesisch – Haha, das ist ja wie ich und Vegetarier. Passt ohne Negation in keinen anständigen Satz! Dafür kann ich mich in Restaurants und im täglichen Leben ganz gut zurechtfinden. Des Weiteren fühle ich mich hier nicht verloren, sondern manchmal fast wie zuhause. Fast.
Das bedeutet, dass ich mein Ziel tatsächlich erreicht habe – Ich kann mir in der Tat vorstellen hier für längere Zeit, so 2 bis 3 Jahre zu bleiben. Das bedeutet, dass mich mein Master potentiell hierher bringen könnte. Vielleicht auch ein MBA. Auch in diesem Thema bin ich so weit gekommen, dass ich von mir behaupten kann, dass ich mich ganz ordentlich informiert habe und die Entscheidungskriterien fast feststehen. Jetzt brauche ich nur noch das nötige Kleingeld…
Schon wieder quasi ein Erfolg – das wird ja schon fast unglaublich, zumindest schwer zu erfassen, oder?
Ich konnte auch erste Erfahrungen auf dem chinesischen Markt machen. Hatte schon mal ein Essen zu Ehren eines Gastes und konnte erfolgreicherweise nicht negativ auffallen.
Und noch viel besser – das eigentlich Beste hier: Die Menschen, die ich kennen gelernt habe. Sehr viele spannende Menschen hier! Hier einige Highlights: Besuch einer Modenschau, Besuch auf dem chinesischen Land mit anschließendem Kekse backen mit Kindern, die Reise nach Shanghai, Spezialitätenrestaurants, Garküchen im Herzen Chinas und natürlich das Finden von Freunden für‘ s Leben. Nicht zu vergessen das ausgelacht werden an Tag 1!

Alles in allem: Toll! Bis auf die Wohnung, die Hitze, der Magen, Unverständnis, Diskriminierung, Espresso für 4 €, die Dusche, die Küche, Gejammer, Planlosigkeit, Desorientierung…

Zwischenbilanz (kurz)

Mai 25, 2009

Guten Morgen Deutschland,

hier ist es 5 Uhr und ich kann nicht mehr schlafen. Dafür bin ich aber auch nicht mehr müde. Guter Deal, ne? Wie ich das gemacht habe – keine Ahnung, aber besser als die letzten Tage als ich schlafen konnte und trotzdem müde war. Vielleicht liegt‘ s am Wetter, dem Smog… man weiß es nicht.

So, die Halbzeit ist überschritten – für die meisten Menschen ein guter Grund eine Zwischenbilanz zu ziehen… Bilanzen kann ich. Vielleicht nicht Wagner‘ sche Theorie, aber sonst bin ich dabei mit allem was dazu gehört. Bis auf lästige Ellbogenschoner natürlich.

Zurück zur Zwischenbilanz. Wie ist China eigentlich?

Diese Frage sollte ich ja nun eigentlich völlig souverän als Wahlbeijinger beantworten können und dabei noch einen weltmännischen, kosmopolitischen Eindruck machen. Genau den entgegengesetzten Eindruck, den ein Stück Brot in der Sonne vermittelt, kann ich nicht ohne Mühe generieren. China ist… anders. Und gleich. Muss man erlebt haben. Oder auch nicht.

Auf alle Fälle macht China Spaß und es ist anstrengend. Die einzelnen Episoden konntet ihr ja in der Vergangenheit nachlesen. Ab jetzt sind es noch 9 Wochen und es ist kurz. Inzwischen bin ich dabei meinen Rückflug zu buchen und bin schon mental auf dem Heimweg… Warum? Weil die Zeit hier rennt und man fürchterlich intensiv lebt. Ich bin unglaublich gealtert, weise geworden, aber kein Stück besser. Peking ist eine traumhafte Durchgangsstation. Quasi der McDonalds des Hauptbahnhofs. Man findet hier allerlei Existenzen, von den Gescheiterten, zu den Verzweifelten, vor allem zu den Besoffenen, bis hin zu den Königen der Welt und das macht es so toll. So lange man nicht länger als nötig zu den ersten drei gehört

. Ob ich mir vorstellen kann hier zu leben? Naja, es ist tatsächlich wie mit dem McDonalds im Hauptbahnhof – so lange man selbst auf der Reise ist und einen Zwischenstopp braucht – sei es die Toilette, wenn man wieder mal besoffen ist – dann ist es gut und recht. Um sich länger niederzulassen? Ich glaube es kaum. Man lernt zwar sehr viele Menschen und vor allem sehr spannende Menschen kennen, aber ein stabiles soziales Umfeld erscheint erstmal nicht so wirklich absehbar. Zumindest anhand von 3 Monaten Erfahrung.

Als Zwischenbilanz ist jedoch festzuhalten, dass ich mir vorstellen kann hier, als hier sei nun Peking und Shanghai definiert, länger, wobei das hier als ein bis zwei Jahre definiert sei, zu bleiben.

Ohne Worte

Mai 19, 2009

Zu heiß.

Ma fan.

Kontakte…

Mai 19, 2009

Hallo ihr lieben treuen Leser,

anhand meiner Blogstatistik kann ich ablesen, dass trotz der unregelmäßigen Frequenz, in welcher ich meine literarischen Meisterwerke veröffentliche, einige doch sehr regelmäßig reinschauen. Habe ich Freunde oder ist die Klickrate der völlig verlorenen Internetabhängigen, die zu viel Zeit haben, so hoch? Man weiß es nicht. Ich schon. Freut mich, wenn ihr Spaß am mitlesen habt.

Irgendwie habe ich mich hier so langsam eingelebt – auch wenn die Woche Ferien vielleicht nicht das Wahre für meinen Lebensrhythmus war. Völlig durcheinander. Naja, richtig viel Neues gibt es diese Woche nicht – außer dass ich vielleicht wieder eine Idee für eine Unternehmung habe. David, bitte melde dich! Oder so.

Dafür hat es sich so langsam bei meinen Kommilitonen herumgesprochen, dass ich ein Bwler par excellence, ein Karrierist vor dem Herrn, quasi der Chinese unter den Europäern bin. Also nicht, was Körpergröße und Essgewohnheiten – ja, ich habe schon Hund gegessen – sondern die Ambitionen und den Ehrgeiz angeht. Was zunächst zu wellenartigen Anfällen der Verabscheuung führte und versucht wurde zynisch – so zynisch ein 21 Jähriger Kulturwissenschafter, der von Mutti’s Futtertüte lebt eben, sein kann – zu kommentieren und von mir natürlich sehr souverän aufgenommen wurde.So souverän ein 22 Jähriger dicker, weißer Europäer, der die Hitze nicht verträgt und sporadische Schlafstörungen hat, eben sein kann. Okay, ich habe hier nicht viele Freunde. Deutsche Freunde. Internationale schon. Vielleicht wäre es anders, wenn ich, wie soll ich sagen… nicht ganz so, naja ..- ich – wäre.Spaß bei Seite! Es ist hier eigentlich ganz nett. BWLer und Sinologen haben häufig divergierende Interessen und haben auch etwas andere Probleme. Ein Schelm könnte sagen, dass BWLer u.U auf höherem Niveau leiden – aber ich leide trotzdem.

Ich weiß auch nicht genau, was ich nach meinem Bachelor tun soll. Nur weil ich die Auswahl habe, löst sich das Problem nicht unbedingt von selbst. Nachdem ich aber inzwischen ein paar Erfahrungen auf der stürmischen See namens Arbeitsmarkt gemacht habe, lasse ich mich dazu hinreißen den Captain Ahab zu geben. Okay, Moby Dick wäre vielleicht passender – aber ein Wal in Asien zu sein, ist kein Spaß – aber ich tendiere zu Guybrush Threepwood, da Captn Sparrow dann doch zu hoch gegriffen wäre. Zurück zum Arbeitsmarkt – wie bereits zuvor analysiert, ist Asien, besonders China einfach kein Spaß. Sagen zumindest die Chinesen und viele Internationals, die ich kennen gelernt habe. Oder eben auch nicht. Es gibt dann doch diese big urban myths von den glorreichen und epochalen Legenden, die hier ein Praktikum gefunden haben und das Leben in vollen Zügen genießen. Wer sind diese Lichtgestalten, diese Apostel der der Karriere, deren Tempel die Wirtschaft und deren Gebet das Praktikum ist? Sie sind Erfolg. Sie strahlen Erfolg nicht nur aus – nein, sie sind wahrer Erfolg. Der Stoff aus dem Träume sind. In ihrer Umgebung spürt man geradezu wie sich die Karriere um sie herum entwickelt. Fällt ihnen tatsächlich alles zu?

Wohl kaum.

Karriere ist die exzellente Ausnutzung von vorhandenen Resourcen, zugegebenermaßen manchmal auch ein wenig positiv beeinflusst durch zufällige Gegebenheiten. Richtig, Karriere ist weder Gott gegeben, noch hervor bestimmt. Wieder richtig, der Kenner weiß jetzt schon, dass ich irgendwann auf die furchtbare Konsumtenhaltung der heutigen Generation eingehen werde. Später. Welche Faktoren können denn die Karriere beeinflussen? Natürlich die Wahl des Studiums, also Studienfach, Studienort, Noten, Reputation, Vernetzung in die Wirtschaft. Beim Thema Vernetzung fallen sofort Begriffe wie Netzwerk, Kontakte, Vitamin B und für die Sinologen Guanxi. Ein Punkt, den ich auch selten von Karrierechoaches höre, ist Folgender: Informationsvorsprung. Es geht darum schneller und mehr zu wissen als andere. Aber Achtung, es geht nicht um ein Informationsmonopol. Vermutlich hat nur chinesisches Fleisch an einem Straßenstand bei 40 Grad und Abstinenz einer Kühlvorrichtung eine kürzere Halbwertszeit als Informationen. Nicht zuletzt sind wir im Zeitalter der Wissensgesellschaft angekommen. Nur wer Informationen teilt, wird es schaffen langfristig ein leistungsfähiges Netzwerk aufzubauen. Informationsvorsprung wäre es gewesen an der KU Ingolstadt BWL mit Chinesisch und nicht in Tübingen. Dann würde ich nämlich 2 Jahre in Shanghai verbringen und würde 2 Abschlüsse bekommen. C’est la vie. Informationsvorsprung ist als Jurist nach China zu gehen, da sich hier gerade das Rechtssystem weiterentwickelt. Inzwischen sollten sogar Sammelklagen möglich sein.Ingenieure sind auch immer sehr beliebt. Und viel wichtiger, liebe Sinologen, Informationsvorsprung ist es zu wissen, wann welcher Mittelständler einen Sinologen braucht…

Noch ein Wehrmutstropfen für alle BWLer, die von ihren Sinologenfreunden – gibt‘ s sowas? – immer ausgelacht werden, dass sie niemals Geschäfte in China machen können, weil Ihnen die Guanxi, also Beziehungen fehlt: Auch den Sinologen fällt die Guanxi-Sache nicht einfach. Eigentlich ist das recht schwierig. Für alle. Jeder, der meinem Blog eine Weile folgt, wird jetzt erwarten, dass ich kreativ, keck und geistreich mich als Ausnahme darstellen werde. HA! Falsche Erwartungshaltung. Auch mir fällt es hier recht schwer, aber es gibt dennoch dein ein oder anderen Trick. Schritt 1 zu einem guten Start in China: Pflegt euer Heimnetzwerk. Ihr werdet kaum glauben, wieviel Menschen in der heutigen Zeit jemanden kennen, der jemand kennt, der etwas in Asien macht. Je besser ihr euer Heimnetzwerk nutzen könnt, desto einfacher wird es euch fallen hier etwas aufzubauen. Sollte kein Netzwerk verfügbar sein, was nicht sein kann – denn jeder kennt jemanden, der jemanden kennt – dann heißt es Netzwerk aufbauen.

Wie baue ich ein Netzwerk auf? Gute Frage und das an einem Sonntag, nach einer seeehr kurzen Nacht. Zuerst Soju trinken beim Koreaner, dann auf ins Propaganda, nach 3 Stunden Tanzen ging es dann auf direktem Weg zum 15 Kuai Burger. Hat Spaß gemacht! Zurück zum erfolgreichen Netzwerk. Ich befürchte, dass es kein Patentrezept gibt. Manche Menschen sind einfach Social Wildfires, die schnell mit Menschen ins Gespräch kommen und so in Windeseile ein Netzwerk aufbauen. Und manche Menschen sind es nicht. Bin ich ein Social Wildfire? Ich denke nicht. Kann ich deshalb trotzdem effizient netzwerken? Ich denke schon. Ich hoffe es zumindest und wenn die Realität einen guten Tag hat, dann ist sie auch fast dazu geneigt es zu bestätigen. Fast. Solltet ihr auch keine Social Wildfire sein und wollt trotzdem netzwerken, dann kann ich zumindest versuchen euch den ein oder anderen Ratschlag zu geben, der zumindest bei mir so weit ganz gut funktioniert hat. Zuerst mal die Standards, wie nett, zuvorkommend, höflich sein und ganz wichtig authentisch sein. Nachdem ihr das mehr oder weniger gemeistert habt, gilt es ganz klar zu wissen, was ihr könnt, was ihr wollt und wo es hingehen soll. Soll heißen, wisst was ihr bieten könnt. Im Personalerjargon könnte man hier von eurem Skill-Set, also der Ansammlung euer Fähigkeiten und Talente, sprechen. Und ihr solltet auch ungefähr wissen, wo es hingehen soll bzw. was ihr wollt. Und Orientierung zu finden und Input zu bekommen ist auch eine Richtung, liebe Gemeinde der vielleicht noch planlosen Sinologen. Keine Sorgen, die BWLer wissen es auch nicht wirklich. Bei Ihnen kann nach der Schwerpunktwahl durchaus der Weg schon vorgezeichnet sein. Und so vorbereitet kann es dann auch schon loslegen. Vielleicht noch flux ein Xing Profil eingerichtet und optimiert und zack könnt ihr mitten drin sein. Und jetzt kommt vermutlich das Schwiergiste, schon wieder so ein Kern von einem Pudel. Was das wohl für ein Hund war, den ich da mal gegessen habe… Pudels Kern: Proaktiv sein. Initiativ. Engagiert. Etc. pp. …Geht aktiv auf Firmen zu! Auf zu Bewerbermessen, irgendwelchen Stammtischen, Vereinigungen oder gründet noch besser eure eigene Hochschulgruppe und los geht‘ s… jetzt wollte ich schon aufhören mit Schreiben, dann hätte mich wohl so mancher gelyncht. Also, Menschen ansprechen und sagen, dass ihr euch für die Firma interessiert. Hier kann gefragt werden, was die Firma genau macht, wo sie tätig ist, wer so eingestellt wird, usw. Einfach wirtschaftlicher Smalltalk durch den man zeigt, dass man sich für die Bude interessiert. Auf deutsch – Interesse zeigen und nachfragen. Zum Beispiel auch zum Bewerbungsprozess. Zur Gesamtsituation. Das klappt schon. Undwenn ihr Kontakte habt, dann pflegt diese auch durch z.b. regelmäßige emails mit einem Update, was ihr gerade so macht. Es ist nicht wirklich schwer, wenn man systematisch an die sache rangeht…

Dekadenz

Mai 14, 2009

Hallo Leute,

na, wie geht‘ s euch? Meine Woche Ferien neigt sich dem Ende zu. Und so langsam ist Halbzeit meines Pekingaufenthalts, aber ihr wisst ja, dass ein Spiel ganze 90 Minuten dauert. Davon träumen die meisten Frauen wohl. Jedoch kommt die Zwischenbilanz erst demnächst – vielleicht mache ich es auch auf die chinesische Variante und es gibt 3 davon. Und wer das für Humbug hält, wird niemals einen IPO in China schaffen – und das würde sich heute echt lohnen. Tja, hier mal wieder eingestreutes Faktenwissen…

Noch mehr davon: In den Edelclubs Pekings lassen wohlhabende Chinesen zwischen 20,000 bis 40,000 Kuai liegen. Gut, wird in München ähnlich sein – aber ich habe dort selten 4 Lamborghinis gesehen. Mehrere S 63 und, und, und… schöne Frauen in kurzen Designer-…Stofffetzen. Die tun dem menschlichen Auge manchmal fast genau solche Qualen an, wie meine mangelnde Rechtsschreibung oder die 3 Fs in diesem Wort. Da drückt die Schreibweise schon die physische Disposition des Wortes aus, genau wie es das Wort Wurzelbehandlung bei den meisten Kontinentaleuropäern mit deutschem Sprachhintergrund tut.

Zurück zu der oberen Schicht, quasi der not-receiving-side-of-the-stick-always-fighting-a-downhill-battle, da sind sie nun, manche fett, manche trainiert und alle mit schönen Frauen und Designerklamotten und konsumieren munter vor sich hin. Vodka, Whiskey – alles in 5 Liter Flaschen, als wäre es ihr Zepter der Macht, das Auto ihre Krone und die Frau der Reichsapfel.

Grell! Das war mein erster Gedanke, als ich einen der besseren Clubs in Beijing betrat. Man wird von der grellen Laserlichtanlage begrüßt, die man sich vermutlich von George Lucas ausgeliehen hat – das Licht hätte vom Todesstern persönlich kommen können. Die Wirkung war beim ersten Mal ähnlich. Danach fühlt man sich so frisch wie Yoda und sieht mindestens genauso grün. Nachdem man den ersten Schock verdaut und sich an die hübschen Frauen und die echt gute Musik gewöhnt hat, schweift das Auge zur Dekadenz des Tages – da sehe sogar ich alt dagegen aus, wenn ich eine Yoda auf meiner Schulter sitzen hätte: Man freut sich zunächst, weil es so aussieht, als wäre die Tanzfläche gigantisch. Riesig – chinesisch eben. Weit gefehlt! Das was aus der Entfernung wie das Mekka des Clubbers aussieht, entpuppt sich später als riesiger Parkplatz der Dekadenz. So wie draußen auf dem Parkplatz die großen Karossen abgestellt sind, finden sich hier weiße Ledersofas, die mit 5 Liter Flaschen Schnaps und hübschen Frauen, die gelangweilt in die Ecke starren, wie es nur neureiche, gelangweilte Kiddies können und Johannes, ab deutlich zuviel Alkohol, dekoriert sind. Da wird nicht getanzt, nein da zeigt man die Abscheu vor dem Tanzen, da das Make-Up verrutschen und man in Kontakt mit niederen Wesen kommen könnte, oder so. Spannende Angelegenheit!

Wenn wir schon bei Dekadenz sind – nein, ich habe nicht schon wieder ein 5 Gänge Menu zu mir genommen, sondern ich war im Kino. Im VIP Kino. VIP bedeutet in diesem Fall ein kleines Kino mit riesigen Ledersesseln, einer Soundanlage, die es in sich hat und 17 Grad Innentemperatur. Da wird der Film fast zweitrangig, aber nur fast: Wolverine – sehr schönes Popcorn Kino. Macht Spaß.

Ganz im Gegensatz zum Wetter – es ist warm. Eklig. Aber sonst lebt es sich hier ganz nett…

Shanghai

Mai 9, 2009

Hallo zusammen,

nun sitze ich wieder einmal im Zug – ja, der Herr fährt Zug und zwar ganze 11 Stunden. Zurück. Zurück bedeutet in diesem Fall von Shanghai nach Beijing. Dienstagabend sind wir Punkt 19:43 Uhr in Beijing gestartet. Gleis neundreiviertel… ok. Gleis 2. Nachtzug. Das hat für mich bedeutet: Montagabend aus Datong ankommen, Wäsche waschen wollen, Waschmaschine verschrotten bzw. feststellen, dass verschrottet – fluchen, notdürftig reparieren – naja, ignorieren und ein bisschen in Bewegung setzen. Fluchen. Trotzdem genug Wäsche haben für 2 Tage Shanghai.

Dienstag, ausschlafen, frühstücken, emails, lernen und dann ging es mit 3 Mitreisenden los in Richtung Tiananmen, klassisches Touriprogramm und ein bischen mehr, was man eben so macht, wenn man am Bahnhof ist. Hauptsache viel laufen – man will ja im Nachtzug schlafen. Was auch sonst während 11 Stunden Fahrt?

So inzwischen ist Samstagmorgen, ich bin dank Hitze früh aufgewacht, habe geduscht und auf in Richtung Bridge Cafe – vor 8 Uhr morgens gibt es 20% Rabatt. Der Schwabe schlägt natürlich zu. Was auch sonst. Dabei ein nettes betrunkenes Trio kennen gelernt. Ziemlich betrunken – trotzdem nett. 3 Amerikaner, die einen Narren am britischen Akzent gefressen haben und jedes einzelne lustige Erlebnis rezitiert haben. Manche auch 3 mal. Ob sie das gemerkt haben, ich glaube es nicht. Nun kann man der Hitze und dem Smog beim schlimmer werden zuschauen. Peking.

Sogar die chinesischen Bedienungen haben schon Fächer und wir haben gerade 9.28 Uhr. Da war es in Shanghai deutlich angenehmer, weil Wind. Dorthin zu kommen war nicht so angenehm – schlaftechnisch. Da ich immer nur 90 Minuten Nickerchen gemacht habe. 90 Min schlafen, 10 Min wach, 90 Min schlafen… rince and repeat – ankommen. In Shanghai gab‘ s ertmal nen Hitze und Müdigkeitsschock, da die offene Umwelt, wie der Park, entgegen allen Erwartungen natürlich nicht klimatisiert ist. Sachen gibt‘ s. Auf alle Fälle sind wir dann erstmal los und haben uns eine Jugendherberge gesucht. Tja, Jugendherbergen waren aus, stattdessen eben 4 Sterne Hotel für ganze 6€ mehr pro Nacht. Ärgerlich – ich sag‘ s euch. Das Bett. Ein Traum.

Erstmal geduscht und dann das klassische Programm: BUNT. Nein, keine Wachsmalstifte, die meinem kindlichen Gemüt sicherlich entsprechen, sondern der District für den Shanghai bekannt ist. Riesige Glasfassaden und der Fluss. Sehr schöne Atmosphäre muss ich zugeben; das kann schon Spaß machen. Am Tag darauf ging es in die Touristenfalle namens Altstadt und dann noch das Shanghai-Museum. Ganz nett… Ja, ich weiß, ich bin ein Banause. Immerhin war Zweiteres sehr klimatisiert. Dafür voll mit Amerikanern. Typisches Touristenziel. Shanghai hat auch sehr schöne kleine Gassen und Cafes – der perfekte Ort für mich, um zu entspannen. Vielleicht sollte ich noch über einen längeren Shanghaiaufenthalt nachdenken….