Hallo zusammen,
lange mussten die Freunde des geronnenen Menschenverstandes auf meine Einsichten warten. Heute geht es weiter! Spaß beiseite, mich hat es einfach wieder einmal gepackt ungefragt meine Meinung von mir zu geben. Auch dieses Mal kann ich nicht die Finger von der studentischen Unternehmensberatung lassen, auch wenn ich eigentlich damit aufhören will, da die Zeiten von Dinosauriern schon längst vorbei sind…
Im Folgenden werde ich mich ein wenig über spannende Themen am Markt, interessante Branchen und Strategien dorthin auslassen.
Zunächst sollten wir uns aber gewisse Faktoren anschauen, die man einfach nicht wegdividieren kann… quasi die Gegebenheiten des Marktes. Gottgegeben. Wie die Zahlen in I&F.
es gibt Bachelor & Master
So einfach diese Aussage ist, um so fundamentaler sind Ihre Auswirkungen. Die Leute meinen durch den Bachelor immer weniger Zeit zu haben und glauben, dass sie an ihren Stundenplan gebunden sind. Wahrheit? Teils, teils.
Viele Studenten sind durch die Einführung des Systems verunsichert und gehen davon aus, dass die Noten der sicherste Strohhalm sind. Und deshalb erscheint es so, als hätten Noten absolute Priorität.
Der Bachelor soll Praxis orientiert sein. Das sollen Studenten und Unternehmen glauben. Dadurch sinkt die time-to-market. Sollte sie zumindest.
Es gibt den Master. Das bedeutet, dass es Studenten mit berufsqualifizierenden Abschluss gibt, wodurch ein Signal für die Qualität der Beratung gesendet werden kann.
Studenten sehen studentische Unternehmensberatung nicht als ihren Beruf
Klingt logisch, oder? Sollte es eigentlich, jedoch wird das zu selten tatsächlich in Betracht gezogen, sonst würden Anreizmechanismen völlig anders konstruiert sein.
Arbeit macht nicht immer Spaß
Auch wenn das Phänomen studentische Unternehmensberatung meistens in der Freizeit der Menschen erscheint, so ist der Charakter der Arbeit nicht immer all zu spaßig. Von Datenbankaktualisierung über Dokumentation – alles nicht so der Freizeitburner.
Fluktuation und Kurzlebigkeit ist allgegenwärtig
Sind wir ehrlich. Am Ende handelt es sich nur um Studenten, die so sprunghaft wie ein Springbock auf LSD sind. Für viele ist ein Longterm Commitment quasi der Tod.
Individuelle Ziele unterscheiden sich sehr stark
Dies ist eine zentrale Tatsache, die schon so manche Unternehmung ins Wanken gebracht hat. Auch wenn die Unterschiede nicht explizit genannt werden, so kann man sie in ihrer zerstörerischen Kraft jeden Tag aufs Neue spüren. Zerstörerische Kraft? Nun ja, Probleme bei der Weiterbildung, beim Staffing und der Akquise sind die Offensichtlichsten.
Ein sehr hoher Grad an Effizienz und Effektivität innerhalb der Organisation kann erreicht werden, eine Zielkongruenz zwischen der gesamten Unternehmung als solche und ihren Mitgliedern besteht. Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass je höher diese Zielkongruenz, desto höher Effizienz und Effektivität. Jetzt kann es verschiedene eher suboptimal angehauchte Fälle geben.
Die Frage, die hier natürlich sofort aufkommt, ist die Frage wie die Organisation als solche überhaupt Ziele haben kann, wenn sie nichts anderes als die Aggregation der einzelnen Mitgliedern ist? Wer ist die Unternehmung überhaupt und kann sie Ziele haben?
Nüchtern betrachtet hat das Kind einen Namen: Studentische Unternehmensberatung. Das bedeutet, dass es auf alle Fälle etwas mit Unternehmensberatung zu tun haben sollte und nicht die Produktion von Volleyballschlägern im Vordergrund steht. Kann man natürlich auch machen, dann würde ich das aber nicht zwangsweise unter dem Namen studentische Unternehmensberatung machen – das könnte irritieren. Minimal. Im Idealfall hat es aber auch zur Folge, dass freie Geister, die Volleyballschäger herstellen wollen, sich nicht bei einer studentischen Unternehmensberatung bewerben, sondern sich ihre eigene kleine Schokoladenfabrik bei Charly suchen. Sollten sie trotzdem meinen, dass bei einer Beratung Ihre eher ungewöhnlichen Profession nachgegangen wird, so sollte sich die Beratung ein wenig sorgen um ihre Kommunikation nach außen machen.
Soll bedeuten, irgendwelche Spaßvögel haben dem Kind einmal den Namen gegeben und zwar nicht, weil sie die Kaste der Volleyballschläger-Manufakteure irritieren wollten, sondern weil es um Unternehmensberatung durch Studenten ging. Somit ist Beraten durchaus ein Ziel der Unternehmung. Quasi immanent. Sonst kann man die Bude auch sein lassen… und Volleyballschläger… sind eh überbewertet.
Die Begründung der Existenz liegt also in der Beratung. Da Beratung kein Ziel ist, dass man einfach mal so macht – Versuche sind kläglich gescheitert -, bringt es auch noch eine Menge Dinge einfach so mit sich. Und jetzt ist die Frage, was es mit sich bringt und wo tatsächlich die Ziele liegen. Und wo liegen die Ziele der Mitglieder und wie weit deckt sich das? Am Anfang jeder Unternehmung sollte die Vision stehen und sich daraus die Ziele ableiten lassen. Überbezahlte und hochgradig hoch kompetente Hyperberater werden nicht selten dafür engagiert so eine Vision zu entwickeln – das Banner unter dem sich die Recken vereinen. Quasi die Ringgemeinschaft der Neuzeit im Industriezeitalter. Oder so.
Ehrlich gesagt, ich bin kein großer Freund von Visionen. Visionen sind groß, behäbig und jeder meint, dass er unbedingt eine gigantische, epochale, Poolitzer-verdächtige Vision braucht. Bullshit!
Unser Geschäft ist selten von Dauer und wenn jeder Vorstand das Rad neu erfinden will, dann ist er beschäftigt. Und zwar ordentlich. Deshalb ist das Mantra die neue Vision. Kurz, prägnant, fassbar. Ein einfaches Beispiel wäre Porsche: Ein gutes Auto für gutes Geld an einen guten Kunden. Alles gesagt.
In unserem Fall: Die Nummer 3 hinter Karlsruhe und Frankfurt sein oder die Beratung für Unternehmer zu sein. Whatever. Ich bin kein Vorstand mehr…
Mantra? Check. Was kommt jetzt? Richtig, daraus ableitbare Ziele. Und dann die persönlichen Ziele. Unter einen Hut. Das wird nicht ganz einfach… Wenn das aber läuft, dann wird‘ s ein Selbstläufer.
Das bedeutet, dass die Harmonisierung von Zielen der erste Schritt sein muss. Harmonisierung kann nach fast 3 Jahren auch Downseizing bedeuten. Das war wieder mal mein Beraterdeutsch – ich kann‘ s einfach nicht lassen. Zurück vom Kauderwelsch zu umsetzbaren Handlungsalternativen:
Anhängig von der Vision können Ziele für die studentische Unternehmensberatung abgeleitet werden. Ach ja, nicht zu vergessen müssen diese Ziele messbar und, und, und sein. Habe ich glaube ich schonmal was dazu geschrieben – ansonsten bei Profis nachlesen. Gängige Ziele können Beratertage, Mitgliederzahl, Churning Rate, Anzahl von Schulungen, Zugang zu gewissen Branchen… die Welt der Ziele und Kennzahlen ist unglaublich groß und so vielfältig, dass manche Menschen die eher nachteilige Gewohnheit annehmen, auch garantiert die falschen Kennzahlen zu nehmen.
Und dann gibt es noch die wunderschöne Palette der persönlichen Motive und Ziele, alle legitim und alle an und für sich liebenswürdig. Hilft das? Wer weiß…Meine persönliche Favoriten sind die bi-turbo Lachgaseinspritzung für den Lebenslauf und das gern und viel gescholtene Pferd namens Praxis. Aber nur die stundenplankonforme lightversion von Praxis. Quasi Aushilfshobbyberater. Gern zitiert wird auch das Bestreben nach dem Lernen. Romantisch… genug unqualifizierter Spott & Schmähkommentare meinerseits.
Also, versucht die Ziele in Einklang zu bringen. Jedoch wird es schwierig die persönlichen Ziele alle zu erfassen, da einige Menschen nicht unbedingt mit der Ehrlichkeit vor dem Herrn an die Sache rangehen.
Solltet ihr jetzt zwei Listen mit Zielen haben, dann könnt ihr jetzt die Ziele doppelt unterstreichen, die auf beiden Listen stehen. Solltet ihr jetzt Begriffe streichen, die nur einfach vorkommen, lauft ihr eben Gefahr Leute zu verlieren – downseizing beim Harmonisierungsprozess. Sollten die Ziele allen klar sein, so fällt die Strategieentwicklung deutlich einfacher.
Und bitte immer zuerst Ziele festlegen, dann die Strategie dorthin. Anders geht auch bestimmt… aber naja. Whatever.
Mantra? Check. Ziele? Check. Strategieentwicklung… nun kommen die Marktgegebenheiten zum Tragen. Teilweise wirken diese auch wie Restriktionen.
Ich werde im Folgenden versuchen eine Strategie anzureißen, die mir für den Standort Tübingen sinnvoll erscheint und dabei auf Restriktionen, Märkte und Themen eingehen.
Mantra:
Der Premium Anbieter für Unternhmer-orientierte Dienstleistungen im Segment der studentischen Unternehmensberatungen
Ziele:
Nummer 1 Beratung im Bereich Unternehmer-orientiere Dienstleistungen, gemessen an Reputation und Umsatz (bei studentischen Unternehmesberater)
Treibende Kraft im Vorantreiben des Unternehmertums in BW
Für die Zweifler unter den Jüngern möchte ich genauer auf die einzelnen Ziele eingehen:
Um Reputation diese Reputation aufzubauen wird ein großes Maß an Professionalität und Präsenz benötigt, was bedeutet dass eine Menge Ziele eingeschlossen sind. Des Weiteren braucht man einen Track-Record an qualitativ hochwertig abgeschlossenen Projekten.
Warum ist der schnöde Mammon schon wieder erwähnt? Hat der BWLer wieder zugeschlagen? Bin ich tatsächlich so geldgierig?
Vorweg: Geld kommt, Geld geht. Die Frage nach Umsatz ist aber Folgende: Haben wir es geschafft Lerneffekte und Erfahrungen so weit zu treiben und zu entwickeln, dass ein unabhängiger Dritter bereit wäre dafür zu bezahlen? Umsatz als der Prüfstein der Lehrjahre.
Nun zur Strategieentwicklung:
Betrachtet man die Ziele genauer, so kann auch das ungeschulte Auge bzw. ich ohne Brille feststellen, dass das nicht so einfach mit der Erreichung wird, geschweige denn der Weg klar gezeichnet ist. Deshalb braucht man für die einzelnen Bereiche Teilstrategien, die man dann wieder auf kleinere Ziele herunterbrechen kann. Hier spielen jetzt die vorherigen Restriktionen eine große Rolle.
Wenn man sich das Geschäftsmodell genauer anschaut, dann wird schnell klar, dass die entscheidenden Werttreiber im Vertrieb und im Personal liegen. Wir brauchen Projekte und Menschen, die diese Projekte durchführen. Daher möchte ich auch diese Bereiche etwas genauer anschauen und mögliche Teilbereichsstrategien genauer unter die Lupe nehmen:
Personal ist für die Menschen verantwortlich – wieder einmal ein Satz, der durch Einfachheit brilliert . Soll bedeuten, entweder wir haben Menschen, die gute Qualität abliefern können oder eben nicht. Einfach betrachtet Recruiting, Retention, Weiterbildung… Personal ermöglicht und ermächtigt die Mitglieder zur Beratung.
In unserem Fall bedeutet das, wir brauchen eine workforce, die langfristig ein hohes Niveau halten kann (Reputation) und neue Maßstäbe aufstellt im Bereich Unternehmer-orientierte Dienstleistungen (Nummer 1). Klingt anspruchsvoll? Soll es auch sein! Wobei hier zu erwähnen ist, dass es den Markt der Unternehmer-orientierten Dienstleistungen nicht wirklich gibt und fast jedes neue Angebot Maßstäbe setzen kann. Keine Panik auf der Titanic. Trotz allem braucht man Berater, die sehr gute Ergebnisse abliefern können…
Nun schlagen unsere Restriktionen zu!Und zwar fast alle:
Bachelorproblematik (Stundenplan)
Beratung ist nicht ihr Beruf
Arbeit macht nicht immer Spaß
Fluktuation und Kurzlebigkeit
Nur die Ziele unterscheiden sich nicht mehr, da man sich ja theoretisch darauf geeinigt hat. In unserem Beispiel würde das zu enormen downseizing führen, was auf alle Fälle das Management stark vereinfachen würde. Wie geht man mit den restlichen Probleme der Überlebenden um?
Widersprechen sich nicht die Ziele und Gegebenheiten? Auf den ersten Blick sofort! Und fast unvereinbar.
Um den Bachelorproblemen und der Fluktuation/Kurzlebigkeit entgegen zu wirken muss die time-to-market der Berater drastisch sinken – die Mitglieder müssen schneller fähig sein beraten zu können. So kann in kürzerer Zeit mehr beraten werden. Die anderen Punkte kann man durch richtige Anreizsetzung steuern. Unangenehme Arbeit wird bezahlt.
Andere Variante: Sanktionierung – nur wer arbeitet kann bei Projekten teilnehmen. Usw. Ich bin kein Freund von Sanktionierung.
Also, intensives onboarding bei welchem unsere Mitglieder in geringer Zeit zum Beraten ermächtigt werden. Dieses sollte noch durch Mentoring z.B. ein fachlicher und ein persönlicher Mentor, verstärkt und gewisse Events, wie lunch & learn untermauert werden. Dadurch wird auch die Integration und das Zusammenwachsen gestärkt. Alle Maßnahmen zielen darauf ab, die Intensität zu erhöhen und dadurch ein höheren Grad an Committment zu generieren. Unangenehme Arbeit wird entlohnt, was auch die Qualität sichern sollte. Außerdem ermöglicht diese eine einfachere Steuerung des Cashflows. Buchhaltung kann outgesourct werden. Um die in Anspruch genommene Zeit weiter zu senken sollte jede nicht Beratungs-, Vertriebs- und Personalleisttung outgesourct werden bzw. an ein internes Shared Service Center abgegeben werden. Dieses SSC bearbeitet quasi die „unagenehmen“ Aufgaben – hierbei handelt es sich um Studenten, die für diese Arbeit bezahlt werden. Quasi interne bezahlte Dienstleister. Ja, ich höre die Ängstlichen unter den Inkompetenten „Restrukturierung“ ächzen. Mit einem gemeinnützigen Verein der Gesellschafter einer UG wird sollte dieses Problem sehr leicht in den Griff zu bekommen sein… anderes Thema. Nur so viel: Man kann die passende Rechtsstruktur ohne Probleme finden, sobald die Anreizmachanismen und Strukturen fertig sind.
Kurz zusammengefasst: Kürzere und intensivere Zeit, getrieben durch Anreize! heißt die Devise.
Vertriebsstrategie… in meinen Augen deutlich komplexer. Hier spielt neben der Strategie die Umsetzung eine sehr große Rolle. Der Vertrieb ist in unserem Fall eine der wenigen Bereich, bei der eine nichtvorhandene Strategie durch Excellence in Execution ausgeglichen werden kann. Ein guter Verkäufer kann ohne Strategie den Laden am Laufen halten. Eine gute Strategie allein kann das nicht. Das bedeutet: Versteht das Geschäftsmodell, die Prozesse und am wichtigsten die Touchpoints: an welchen Punkten müssen wir gewinnen um Erfolg zu haben. Also, auf ans Reißbrett und Prozesse designen: Von Ansprache bis Aftersales.
Zur Strategie ist zu sagen: Diese hängt von den zu bearbeitenden Märkten und den angebotenen Dienstleistungen ab.
Wie gesagt Unternehmer-orientiert. Branchen? Einfach mal einen Blick auf vorhandene Resourcen, die Region und Trends werfen:
Universität Tübingen. Theologie! Richtig… naja, nicht nützlich – okay für das Leben nach dem Tod. Medizin, Biotech, Informatik. Trends? Biotech, Medical Devices, Health Care, Media, Internet, Energy. Region? Maschinen/Anlagenbau, Medical Devices etc. Entsteht hier etwa gerade ein Bild?! Magie, Voodoo, ein Wunder? Okay, genug Sarkasmus.
Die Branchen der Wahl:
Biotech/Medical Devices/Health Care: Starker Fokus der Universität, der Region und bereits vorhandene Kontakte. Ach ja, schaut euch mal die demographische Entwicklung in Deutschland an.
Energie. Fast gleiches Spiel.
Media/Internet: Ein bisschen anders, aber großer Markt, da viele Unternehmer.
Industrie: Ich sage nur BW.
Nun zur Positionierung. Dank der Studiums Generale Vorlesung wurde Reputation und eine gewisse Dynamik aufgebaut. Diese gemeinsam mit den vorhandenen Kontakten sollte zur Gründung eines Centers für Entrepreneurial Finance & Strategy genutzt werden. Details können bei Bedarf ausgearbeitet werden…
Das war der Ansatz eines Dinosauriers. Investierte Zeit: 3 Tage…. zum Thema Beratungsdienstleistungen – do the math yourself. You‘ ve got the numbers right in front of you.
So, 1 Jahr kein Vorstand mehr und kein Stück ruhiger geworden.
No rest for the wicked.
Und das war auch hoffentlich der letzte Anfall von großen Plänen, sonst sollte ich mir einen Napoleon-Hut schneidern lassen… Als nächstes folgt ein Blogeintrag von einer sehr interessanten Konferenz.